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reifenspuren

Hotel Château FrontenacUsbekistan

2. Mai bis 19. Mai

Bevor wir wieder Richtung Grenze fahren wollen wir mit unserem restlichen turkmenischen Geld Brot und Früchte kaufen, damit wir unterwegs Verpflegung haben. Ganz einfach wird das nicht mit dem Parkieren in den chaotischen erdigen Strassen beim Basar im nördlichen Teil des Städtchens Konye Urgench (immer noch in Turkmenistan). Schliesslich finden wir eine Ecke und gehen den Rest zu Fuss. Hier ist es wieder lebendig und es geht fröhlich zu und her wie das auf einem Markt so üblich ist…

Bis zur Grenze ist es nun nicht mehr weit und der Übertritt auf beiden Seiten recht problemlos. Einzig die vielen Einträge in die diversen Bücher sind ein wenig zeitaufwändig, stören uns aber nicht wirklich. Die Zöllner sind nett, das GPS können wir abgeben und nach anderthalb Stunden ist der Zauber vorbei. Gegen Mittag erreichen wir Nukus und wollen bei Beeline eine Simkarte kaufen. Dummerweise funktioniert das ganz System nicht und der nette Angestellte kann uns nicht wirklich weiter helfen. Das Büro für die Autoversicherung hat gerade Mittagspause und so nutzen wir die Wartezeit für den Besuch des Savitsky Museums mit seiner berühmten Sammlung avantgardistischer sowjetischer Kunst. Ein solches kulturelles Highlight hätten wir hier wirklich nicht erwartet und sehr beeindruckt kehren wir zum Truckli zurück. Unter dem Scheibenwischer haben wir einen Zettel: Die Muotathaler sind auch in der Stadt und im Hotel Dosliq abgestiegen. Wir treffen sie aber schon vorher auf dem Parkplatz bei Beeline. Da wir noch nicht wirklich wissen wo wir schlafen wollen fahren wir mit zu ihnen ins Hotel und fragen, ob wir auf dem Parkplatz stehen dürfen. Kein Problem, meinen die Angestellten. Alles erledigt und alles geklärt, jetzt fehlt nur noch das Nachtessen. Ausnahmsweise fahren wir zu viert im Truckli zu einem guten Restaurant und geniessen unser erstes usbekisches Dinner das ausgezeichnet schmeckt.

Nach der ruhigen Nacht beim Hotel beschliessen wir, nicht auf direktem Weg nach Khiva, der ersten „Perle der Seidenstrasse“ zu fahren, sondern vorher Karakalpakstan, so heisst die Gegend hier im westlichen Usbekistan, ein wenig zu erkunden. Zum sterbenden Aralsee wollen wir nicht, aber die uralten, halb zerfallenen Lehm-Forts in der Umgebung sind uns einen Besuch wert. Gemeinsam mit Karin und Lorenz fahren wir über Land durch Felder, die zum Anpflanzen bereit sind - wir vermuten, dass grösstenteils Baumwolle angebaut wird. Überall sind Menschen mit Hacken unterwegs, offensichtlich wird hier noch viel von Hand gemacht. Ein ganzes Gewirr von Kanälen durchzieht die Gegend, denn ohne Bewässerung gedeiht hier gar nichts. Kein Wunder also, dass der Amudarya, der Fluss, der im Aralsee gemündet hat, weit vor seinem ehemaligen Ziel irgendwo in der den Baumwollfeldern versandet. Und angesichts der Umweltkatastrophe mit dem Aralsee einerseits, den vergifteten Böden andererseits erstaunt es doch, dass Baumwolle immer noch ein so wichtiges Exportgut ist für dieses Land.

Wir besichtigen das historisch Toprak Qala (Fort), welches den früheren Herrschern von Khorezm als Tempelkomplex gedient hat. Viel eindrücklicher jedoch, weil es auf einer Anhöhe gebaut wurde, ist für uns das Ayaz-Qala, welches eigentlich aus drei Forts besteht. Da bleiben wir auch zum Übernachten nachdem wir die Ruinen kreuz und quer erkundet haben. Des zügigen Windes wegen bleiben wir nicht ganz oben auf dem Hügel mit der wunderschönen Aussicht über die Steppe sondern stellen uns etwas weiter unten ins Gelände. Im Windschatten der Autos können wir gut kochen und auch draussen essen.

Die Strassen sind und bleiben löcherig und holperig, fordern grosse Konzentration und lassen uns nur langsam vorwärts kommen. Die unerwarteten Löcher sind tief und manchmal geht es nicht anders, man muss einfach hindurch fahren. Endlich in Khiva angekommen mieten wir mit Karin und Lorenz in Gehdistanz um Nordtor der Stadtmauer ein Hotelzimmer, dessen Bad wir benutzen können. Der Parkplatz liegt auf der Rückseite des Hotels und ist gross genug, um unsere Stühle und Tische draussen platzieren und im Schatten sitzen zu können.

Die wunderschöne Altstadt in den perfekt erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauern, mit ihren smaragdgrünen Kuppeln, den dicken und dünnen Minaretten, den bunt gefliesten Mauern und Palästen ist entsprechend gut besucht von in- und ausländischen Touristen, erstere in Form von Schulklassen, letztere Einzeln oder in Gruppen. Die Eintrittskarten erlauben die Besichtigung von Museen und Medresen, Moscheen und Minaretten. Wir schlendern von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, erfahren, dass die Gegend auch von Mennoniten besiedelt wurde und die Stadt ihre Berühmtheit nicht zuletzt wegen des blühenden Sklavenmarktes erlangte. Die Souvenirs sind immer ähnlich: Bunte Baumwolltücher, Pelzmützen, Brotstempel und wunderschöne Puppen. Wir probieren die verschiedenen Restaurants in der Altstadt, deren Speisekarte immer etwa ähnlich ist: Shashlik aus verschiedenen Fleischsorten, Unmengen verschiedener Salate, die meisten davon mit einer dicken Schicht Mayonnaise, Manty, eine Art gedämpfte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen, hauptsächlich Fleischklösschen, Pilav, das es aber oft nicht gibt weil es länger braucht zum Kochen, und Laghman, ein Nudeleintopf. Erst später entdecken wir den Vergnügungspark ausserhalb der Stadtmauern mit so etwas wie einem Biergarten, in dem man das Gleiche essen kann, nur eben zu einem anderen als dem Touristenpreis und mit doch ein bisschen mehr Kontakt zur lokalen Bevölkerung, die sich auch hier verpflegt.

Es ist für uns ungewohnt nach Oman und Iran wieder in Ländern zu reisen, deren Bewohner eher zurückhaltend sind. Die Menschen hier sind ebenfalls ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, aber ein bisschen distanzierter. Ausserdem ist hier die Zweitsprache wahrscheinlich russisch und die Verständigung entsprechend schwieriger. Wir gewöhnen uns auch langsam an die Tatsache, dass vieles nur noch mit kyrillischen Buchstaben angeschrieben ist und der Zettel mit ebendiesem Alphabet ist ab jetzt immer dabei - manchmal hilft’s, manchmal nicht.

Erst nach drei Nächten in Chiva zieht es uns weiter. Die Strecke bis Buchara wollen wir aber nicht an einem Tag zurücklegen und wir verabreden uns mit Karin und Lorenz an einem Punkt auf der IOverlander-Karte zum Übernachten. Die Landschaft ist relativ eintönige Steppe, ab und zu hat man einen kurzen Blick auf den Amudarya, der sich hier wie ein breites türkisblaues Band gemächlich durch die beige-braune Landschaft windet. Die Strasse ist erstaunlich gut, wir erreichen unseren Treffpunkt als Erste und stellen fest, dass man da überhaupt nicht stehen, geschweige denn übernachten kann. Auch fehlt weit und breit eine Möglichkeit, die Strasse verlassen zu können. An der steilen Böschung liegt zu allem Überfluss auch noch ein totes Kamel das bestialisch vor sich hin stinkt und Fliegen züchtet. Wir fahren ein Stück zurück, da wir hier unmöglich länger warten können und sind froh, als der Muotathaler-Ford endlich auftaucht. Gemeinsam fahren wir weiter und finden dann ein wunderschönes Plätzchen in der Steppe mit so etwas wie einer kargen Frühlingswiese.

Wir frühstücken lange und ausgiebig und geniessen unseren schönen Platz. Irgendwie pressiert es uns nicht so, wieder auf die löcherige Strasse zurück zu fahren. Es sind nur noch zirka 150 Kilometer bis Buchara aber wir brauchen mehrere Stunden, um sie zurück zu legen. Oft geht es nur im Schritttempo vorwärts, da es streckenweise mehr Löcher als Teer auf der Strasse hat… Auch Buchara ist eine Stadt wie aus Tausend-und-eine-Nacht. Beim Asia-Hotel dürfen wir auf dem Parkplatz mit Rosengarten stehen und befinden uns somit gleich beim historischen Zentrum. Die Stadt ist grösser und weniger kompakt als Khiva. Wir sind müde und sparen die Besichtigung für morgen, dafür essen wir wieder einmal italienisch. Sehr feinen Salat (ohne Mayonnaise) und ebensolche Pizza. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück auf dem Rosengartenparkplatz, erkunden wir Buchara zu viert. Von Medressa zu Minaret, vom Markt zur Moschee, von Museum zu gossen Wasserbecken. Von letzteren sind von den ursprünglich etwa zweihundert nicht mehr viele übrig geblieben. Zu viele Krankheiten wurden über das stehende Wasser übertragen, das bis vor etwa hundert Jahren fürs Waschen genauso benutzt wurde wie zum Trinken. Wir durchstöbern Souvenirläden, schlecken Glace und ruhen uns in kleinen Cafés aus. Es herrscht so richtig Ferienstimmung. Am Abend treffen wir dann noch Jürg und Margot, die auf dem Parkplatz bei der grossen Zitadelle stehen, und gehen wieder einmal in so etwas wie einem Biergarten (einfach ohne Garten) essen. Es gibt ganz traditionell Shashlik in allen Variationen, dazu Salat und Brot.

Etwas überwältigt von der Stadt mit den vielen Sehenswürdigkeiten beschliessen wir, nicht auf direktem Weg nach Samarkand, dem nächsten kulturellen Highlight, zu fahren. Wir wollen via Nurata an den Aydarkul, den grossen von Menschen gemachten See im Norden und hoffen, dort noch ein wenig baden zu können. Jürg und Margot haben den gleichen Plan, Karin und Lorenz müssen ihre Kabine, die ein bisschen wackelt, wieder befestigen und verstärken, damit sie auch die nächsten Holperstrecken heil übersteht.

Die Strasse durch die nicht sehr hohen Berge scheint geschlossen zu sein, wir fahren aber trotzdem und stellen fest, dass alle fahren. Irgendwo in der Mitte ist die Baustelle und der Teer fehlt für einige Kilometer, aber es ist überhaupt kein Problem durch zu kommen. Auf der anderen Seite des Passes breiten sich leuchtend rote Mohnfelder bis in die Ferne aus und wir können uns gar nicht vorstellen, dass da irgendwo noch ein See kommen soll. Nurata ist der Hauptort, ein kleines Städtchen mit wenig Sehenswertem. Aber die heiligen Forellen bei der Cashma-Quelle sind uns einen Halt wert, die Überreste des Forts von Alexander dem Grossen lassen wir aber unbesichtigt.

Als wir den kleineren See, den wir eigentlich als Übernachtungsplatz gewählt haben, erreichen, ist er praktisch ausgetrocknet und besteht nur noch aus einer salzigen Pfütze in der Steppe. Also nehmen wir auch die letzten Kilometer noch unter die Räder und erreichen den Aydarkul noch vor Sonnenuntergang. Zum Baden sieht er nicht aus, zum Verweilen aber schon - und die Fliegen gehen ja auch bald schlafen.

Leider erwachen sie am Morgen wieder… Wir frühstücken in einem Fliegenschwarm, einzelne davon stechen sogar aber offenbar stört das nur mich. Und als ich im Truckli etwas holen will packt mich das Grauen: Es summt und brummt in unseren paar Kubikmetern Wohnraum, dass ich kaum den Mund zu öffnen wage vor lauter Angst, eines dieser ekligen Viecher zu verschlucken. Ich ergreife die Flucht und mache mich auf zu einem Spaziergang. Es hat einen ganz schönen Weg dem Ufer entlang auf die Halbinsel hinaus. Fliegen gibt es hier keine, dafür sonst allerhand Getier. Ich sehe sogar eine Bisamratte (?) mit Schilfgras im Maul zu ihrem Nest schwimmen. Als ich zurück komme, hat Urs bereits zusammengepackt und auch Jürg und Margot sind am aufbrechen - alles wegen meinem Wutausbruch…

Auf der Strecke Richtung Samarkand suchen wir uns einen anderen Platz und finden einen kleinen glasklaren Stausee in dem wir sogar baden können. Unterwegs kauft Urs uns Fliegen-Kleb-Papier, etwas ähnliches wie früher die Grossmutter als Fliegenfänger aufgehängt hatte, nur eben flach. Solche lege ich aus im Truckli und am Abend habe ich endlich Ruhe: Etwa dreissig Stück kleben am Papier und in der Luft sind keine mehr! Am Sonntag ist am See beim Zufluss aus den Bergen wohl Badetag für die Schafe. Im Stundentakt kommen die Herden an die Furt und werden mit lautem Schreien durch das recht tiefe Wasser getrieben. In der Mitte steht einer der Hirten und taucht links und rechts mit beiden Armen eines nach dem anderen ganz unter’s Wasser. Ob das jeden Sonntag so ist, wissen wir natürlich nicht aber das Baden ist ansteckend. Jürg nimmt seine Wasserpumpe in Betrieb und stellt sie als Dusche zur Verfügung. Alle viere seifen wir uns ein und fühlen uns fast wie neugeboren. Urs, Margot und Jürg machen eine kleine Wanderung Richtung Hügel und Walnussbaum-Reservat während ich die Zeit nutze, um endlich meinen Iran-Reisebericht fertig zu schreiben.

Unsere Köpfe haben wir wieder frei für neue Kultur-Bilder und durch die Nurata-Berge geht es auf einer ziemlich elenden Piste zurück auf die andere Seite. Es gibt sehr viel Landwirtschaft hier, Mohnblumen leuchten von nah und fern, die Imker sind mit ihren Bienenstöcken unterwegs und weiden ihre Tierchen immer dort, wo’s gerade am schönsten blüht. Wir kommen nur langsam vorwärts, machen einen Mittagshalt auf einem recht grossen Dorfbasar und finden Aprikosen, Kirschen und natürlich die omnipräsenten schönen runden Brotfladen mit dem flach gestempelten Muster in der Mitte. Erst gegen Abend erreichen wir Samarkand. An der Hauptstrasse lockt ein Schild für Glace und als Café. Wir halten an und kehren ein. Das mit der Glace ist dann doch nichts, aber Kaffee gibt es guten und in der Konditorei kaufen wir vier riesige Stück „Napoleon“, eine Art Cremeschnitten. Und nebenan hat es Softeis für unterwegs… Wir fahren zu einem B&B in einer Sackgasse, auf dessen Parkplatz man übernachten können soll. Als wir da so stehen, finden wir es nicht wirklich gut und wir haben ja noch mit den Muotathalern abgemacht. Zu zweit wäre es noch schwieriger, hier zu bleiben. Also suchen wir zu Fuss weitere Möglichkeiten und keine zweihundert Meter entfernt befindet sich so etwas wie ein Busparkplatz der quasi leer ist. Das sieht wesentlich besser aus. Schliesslich sind sowohl das Muotathal als auch der MAN von Jürg und Margot hier geparkt, etwas später steht dann noch ein Tessiner Toyota mit Kabine da. Eine richtige Schweizerecke ist das geworden!

Jetzt brauchen wir nur noch etwas zwischen die Zähne. Das Restaurant, das wir anpeilen, ist leider geschlossen und das Essen in der Alternative zum ersten Mal in diesem Land ziemlich abscheulich. Je nu, ausser Touristen hatte das Restaurant schliesslich auch keine Gäste. Auf dem Heimweg sehen wir den Registan, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Samarkand. Er besteht aus drei grosse Medresen, von unten bis oben wunderschön gefliest um einen grossen Platz gruppiert von Scheinwerferlicht beleuchtet. Es sieht einfach nur fantastisch aus. Unser Parkplatz ist gleich hinter dem Park, der den Registan umgibt - sehr zentral und ideal für Entdeckungsreisen zu Fuss. Und wir haben ja noch Dessert für alle im Kühlschrank! Die Napoleons lassen das frustrierende Znacht vergessen.

Bevor wir heute auf Besichtigungstour gehen, fahren Urs und ich zum Mechaniker, der unseren Truckli-Service (vor allem Öl- und Dieselfilter-Wechsel) machen soll. Wir finden die Garage in einer typischen „Mechaniker-Strasse“. Der Besitzer hat lange in Australien gearbeitet und kennt unser Truckli bestens. Er ist froh, dass wir uns anmelden und nicht gleich bedient werden wollen. Morgen früh können wir kommen und er wird das Öl bereit haben. Die nötigen Filter haben wir dabei. So, das wäre geregelt, jetzt also Sightseeing. Wir treffen Karin und Lorenz auf dem grossen Platz und gemeinsam lassen wir uns von einer jungen Frau durch diese geschichtsträchtige Pracht führen. Sie weiss viel zu erzählen und manches hätten wir wohl nicht beachtet, wenn wir auf eigene Faust losgezogen wären. Es wird uns auch langsam klar, welch enormes wissenschaftliches Zentrum hier an der Seidenstrasse entstanden sein muss. Ein Enkel von Timur Lenk, dem Neubegründer der Stadt nachdem sie von Dschingis Khan zerstört worden war, machte hier unter anderem seine Berechnungen des Universums und errechnete die Dauer eines Jahres mit ein paar Sekunden Abweichung, genauer also als Kopernikus einhundert Jahre später. In den unzähligen Räumen der Medressen (Schulen), es handelt sich vor allem um Studierzimmer, sind heute durchwegs Souvenirläden untergebracht. Ein bisschen schade für das Ambiente, aber so ist das Ganze bewohnt, wird wohl auch ein bisschen beheizt und lässt sich besser erhalten. Die Souvenirs unterscheiden sich nicht gross von jenen in den anderen Städten. Aber hier werden sie uns zusätzlich erklärt, denn unsere Fremdenführerin hat selbstverständlich ihre Beziehungen… Gemütlich schlendern wir anschliessend durch die Fussgängerzone zum grossen Basar, kaufen Dörrfrüchte und probieren die verschiedenen weissenKäsekugeln, die uns aber allesamt nicht schmecken, kaufen frische duftende Brote und fahren mit den hier verkehrende Elektrozüglein zurück. Für heute ist unser Erkundungsdrang gestillt. Das Restaurant in unserer Nähe ist nun geöffnet und das Essen schmeckt wieder wie es sollte.

Wir müssen schon früh aufstehen damit wir nicht zu spät zum Service kommen. Aber dann dauert es doch länger, bis sie mit der Arbeit beginnen. Es sieht alles gut aus, es wird kontrolliert und geschmiert, Filter gewechselt und alles sauber wieder montiert. Nur als wir fahren wollen, geht es nicht wirklich. Offenbar ist noch Luft in der Dieselleitung. Es wird gepumpt und probiert, der Motor laufen gelassen und wieder probiert - nun scheint es zu gehen. Wir bezahlen, verabschieden uns herzlich und fahren los - bis zur ersten Steigung. Der Motor stottert, stirbt ab. Geht doch nicht. Gottlob sind wir nicht weit gekommen, irgendwie schaffen wir es zurück. Kontrolle, Dieselfilter herausnehmen. Der Mechaniker erklärt mir, dass er den alten Dichtungsring wieder einsetzen will. Er sucht ihn. Vergeblich. Dann ein vernehmliches Atemholen: Der alte Dichtungsring ist immer noch drin, der neue obendrauf. Hier gilt „doppelt genäht hält besser“ nicht. Fehler gefunden, alles richtig zusammengesetzt und nun funktioniert’s wie es muss. Wir sind enorm erleichtert. Auf dem Heimweg machen wir noch einmal Halt bei der Konditorei und schlemmen Süssigkeiten.

Nun wollen wir noch das Russenviertel besichtigen und hoffen dort auch ein gutes Restaurant zu finden. Der Stadtteil ist eindrücklich. Breite Boulevards mit alten Platanen nicht nur links und rechts der Fahrbahnen, sondern auch auf dem Mittelstreifen. Schöne alte Gebäude und viele Parks, Restaurants, aber die meisten zum drinnen sitzen. Wir landen schliesslich in so etwas wie einer Kantine in einem grossen Innenhof. Hier essen wir was wir vorher so quasi mit Händen und Füssen bestellt haben. Bier gibt es keines - es ist Ramadan.

Uzbekistan wäre für mich nicht Uzbekistan wenn ich die Seidenfabrik im Ferganatal nicht gesehen hätte. Es ist weit in diesen Teil des Landes aber wir haben ja genügend Zeit. Wir trödeln am Morgen noch ein wenig herum, stellen dann fest, dass die Sim-Karte irgendwie nicht mehr funktioniert, suchen einen Ucell-Shop wo sie uns trotz Ticket und technischem Support von Taschkent nicht wirklich helfen können. Wir kaufen schliesslich eine neue Sim-Karte und fahren schliesslich am frühen Nachmittag erst los. Irgendeinmal unterwegs telefoniert der nette Ucell-Angestellte und teilt mir mit, dass das Problem nun gelöst sei und ich die alte Sim-Karte auch noch brauchen könne. Ich habe sie aber leider nicht mitgenommen…

Wir fahren und fahren und so langsam sollten wir einen Übernachtungsplatz suchen. Das ist aber gar nicht so einfach. Margot und Jürg stehen an einem Fluss, aber bis dahin hätten wir immer noch hundert Kilometer zurück zu legen. Es zahlt sich schon aus, dass wir beide fahren und alle Stunden wechseln können - wir schaffen die Strecke und kommen knapp vor der Abenddämmerung an. Schnell noch etwas zum Znacht kochen, ein wenig draussen sitzen und dann früh schlafen gehen.

Kokand bereits im Ferganatal ist unsere nächste Station. Urs und ich wollen wieder einmal in einem Hotel übernachten und die Annehmlichkeiten eines Badezimmers mit heissem Wasser geniessen. Wir sind gegen Mittag da, gehen zu Fuss in’s kleine Zentrum und essen mit Jürg und Margot eine Kleinigkeit im wohl einzigen Strassenbeizli. Dann suchen wir das Hotel, das sich in der Nähe befinden sollte. Wir finden es nicht. Urs und ich suchen weiter mit dem Auto, vergeblich. Schliesslich finden wir ein anderes, etwas ausserhalb des Zentrums aber in der Nähe des Parkplatzes wo Jürg und Margot übernachten. Wir haben ein wunderschönes Zimmer und das Personal ist extrem freundlich und hilfsbereit - wunderbar! Am Abend gehen wir dann mit Margot und Jürg in der Stadt essen.

Heute ist mein Tag - ich freue mich ungemein auf den Besuch der Seidenfabrik. Via Rishtan, einem Zentrum für Töpfereien, fahren wir nach Margilon. Die Seidenfabrik Yodgorlik, wo der ganze Prozess der Seidenherstellung noch von Hand vonstatten geht, liegt unscheinbar in einer Seitengasse ziemlich im Stadtzentrum. Wir warten im Fabrikladen auf Jürg und Margot und auf einen Führer, der uns die Fabrik zeigt. Start ist die Abwicklerei. In einem grossen Topf schwimmen die Seidenkokons und eine Frau zieht mit Hilfe eines Stockes jeweils Fäden von zirka dreissig Kokons, die mit Hilfe eines Schwungrades auf eine Spule gewickelt werden. Von einem Kokon können mehr als 1’000 Meter Seidenfaden abgewickelt werden. In einem anderen Raum sehen wir die Seidenraupen in Aktion. Die einen fressen noch grüne Maulbeerblätter, die anderen sind schon daran, sich zu verpuppen. Man kann bereits erste Kokons sehen. Der Führer erklärt uns, dass die Eier des Seidenspinners in China eingekauft werden und dann die Raupen hier in der Gegend aufgezogen und die Kokons an die Fabriken verkauft werden. Wir sehen, wie die Seidenfäden zum Färben vorbereitet und abgebunden werden, damit die traditionellen Ikat-Muster gewebt werden können, besuchen dann die Färberei wo mit Naturfarben gearbeitet wird und stehen alsbald in der Teppichknüpfwerkstatt. Hier werden nicht nur Seiden- sondern auch Wollteppiche geknüpft - und das in einem unglaublichen Tempo. Um überhaupt zu sehen wie so ein Faden geknüpft wird, muss ich eine der Frauen bitten, es mir langsam zu zeigen. Das Muster, eigentlich eher ein Bild das sie knüpft, ist auf Millimeterpapier gezeichnet und sie zählt die Knöpfe, die sie mit jeder Farbe macht. Eine Frau arbeitet bis zu acht Monaten an einem Teppich… Die Weberei ist genauso faszinierend. Die Schiffchen fliegen nur so und hier sieht man an den gespannten Fäden bereits das Muster, das der fertige Stoff dann aufweisen wird. Ich bin tief beeindruckt von der Arbeit, die hier mit grossem handwerklichem Geschick geleistet wird. Im Fabrikladen kaufen Urs und ich Baumwolltücher für unsere Sitze im Truckli und für die schönen Brotfladen, die die einheimischen Frauen immer in Tüchern verpacken.

Wir finden in Fergana einen Übernachtungsplatz in einer Sackgasse auf dem Parkplatz. Ins Stadtzentrum ist es nicht weit und wir können zu Fuss ein Restaurant suchen fürs Nachtessen. Für uns geht heute ein ganz eindrücklicher spannender Tag zu Ende.

Sonntag ist Einkaufstag. Dies besonders auf dem Basar etwas ausserhalb von Fergana. Er ist enorm gross und es gibt alles zu kaufen was man sich vorstellen kann. Von den riesigen Metalltoren die in die Grundstücksmauern eingelassen werden, über Möbel aller Art bis zu Kleidern, Schuhen, Elektroteilen, Werkzeugen, Stoffen, Kleinkram, und und und. Die Gassen zwischen den Ständen sind vollgestopft mit Menschen, die Frauen immer in ihre bunten koimonoartigenGewändern mit den passenden Hosen gekleidet. Das Treiben ist wunderbar und hier dürfen wir noch einmal usbekischen Alltag erleben: Eingekauft wird nicht im Supermarkt, sondern auf dem „richtigen“, lebendigen Markt mit Menschen, die ihre Waren feilbieten und nicht mit Regalen, denen sie zu entnehmen sind…

Erst als wir hungrig sind verlassen wir das Gelände und finden so etwas wie eine Kantine, die unter anderem Laghman im Angebot hat. Nach dem Essen ist es dann Zeit für uns, Abschied zu nehmen von Jürg und Margot. Sie wollen weiter Richtung Kirgisistan, wir aber haben Tadschikistan mit dem Pamir-Highway auf dem Programm. Wer weiss, vielleicht sehen wir uns noch kurz in Osch bevor die beiden für zwei Wochen heim fliegen.

Wir fahren zurück nach Kokand, erledigen noch, was zu tun ist und übernachten auf dem Parkplatz beim grossen Park.

 

Das sind wir nicht mehr gewöhnt

FlötenspielerSo viele Selfie-Modelle wie in Khiva haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Wir geniessen den Trubel in der vollen Stadt.

 

Restaurieren ist teuer

FlötenspielerOhne fremde Hilfe geht es auch in Usbekistan nicht. Bei einem der Gebäude sind die Chinesen am Werk, aber nicht einfach mit Geld, sondern auch die chinesischen Arbeitskräfte sind da. Vielleicht der sicherere Weg um die Restauration sicher zu stellen. Das Geld wäre warhscheinlich schnell irgendwo versickert...

 

Doch eine Fellmütze?

FlötenspielerKarin probiert eine nach der anderen und ist sich nicht so ganz sicher, ob sie eine solche auch im Muotathal tragen würde. Stehen täte sie ihr gut!

 

Diesel gibt's nicht überall...

FlötenspielerDie Zapfsäulen sind meistens ohne Schlauch und wir müssen manchmal ein wenig suchen. Die Zählmaschinen sind wahrscheinlich noch aus russischen Zeiten...

 

Damit man gleich Bescheid weiss

FlötenspielerDas ist das Angebot des kleinen Kioskes am Strassenrand

 

Und passend dazu die Gerichte...

FlötenspielerProbiert haben wir allerdings nicht...

 

So richtig ernst ist es ihm nicht...

FlötenspielerAuch in Usbekistan schauen die Polizisten lieber auf's Handy als auf Touristen - Gottlob! Wir wurden nie aufgehalten oder gebüsst obwohl auch in diesem Land Korruption weit verbreitet und an der Tagesordnung sein soll.

 

Verewigter Metzger in Samarkand

FlötenspielerAls die grossen Medresen des Registan gebaut wurden, versorgte der Metzger Katongu die Arbeiter gratis mit Fleisch - als Gegenleistung wollte er auf dem Hauptplatz des Registan beerdigt und mit Grabinschrift verewigt werden - was nach seinem Tod offensichtlich umgesetzt wurde.

 

Wer hat das schönste Brot gebacken?

FlötenspielerSie Stände in Margilon lassen fast vermuten, dass hier das Brotbacken zum Wettbewerb geworden ist. Die Hauptstrasse ist gesäumt mit Brotständen. Wenn wir nicht schon eingekauft hätten müssten wir hier grad posten.

 

Kein Problem

FlötenspielerDie Gepäckträger auf den Autodächern halten einiges aus. So kann die Familie getrost einkaufen auf dem Basar. Es kommt alles mit...

 

Fast hätten wir's vergessen

FlötenspielerUsbekistan ist ein Land, in dem die Fussgängerstreifen wieder die Bedeutung haben, die wir kennen: Es wird immer angehalten! Zusätzlich sind, vor allem in der Nähe von Schulen, solche Pappfiguren zur Ermahnung aufgestellt.