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reifenspuren

Hotel Château FrontenacIran

30. November bis 22. Dezember

Nach einem kurzen Einkauf im Shoppingcenter fahren wir auf direktem Weg nach Isfahan. Wir wollen beim Tourist Inn stehen und als wir dort sind, finden wir noch das Eingangsportal und einen Teil des früheren Parks, der Rest ist eine Bauruine. Einer der Bauarbeiter erklärt uns, dass wir hier übernachten können. Er zeigt uns die Toiletten, die Duschen sind nicht in Betrieb und wir lehnen dankend ab. Wir studieren die im Reiseführer empfohlenen Hotels und wählen das sehr zentral gelegene Satereh. Der Verkehr in den Städten ist an Freitagen jeweils erträglich und es macht Urs nichts aus, mitten in die Stadt zu fahren. Wir haben unsere Zweifel, ob wir unser Truckli parkieren können aber der nette Receptionist zeigt uns, wo sich der Hotelparkplatz befindet - und damit ist das Problem gelöst. Wir checken ein und zehn Minuten später stehen wir unter der heissen Dusche! Frisch und unternehmungslustig machen wir uns anschliessend auf den Weg und staunen, wie zentral wir wohnen. Nach ein paar hundert Metern stehen wir schon auf dem riesigen Imam-Platz. Grünflächen mit Spazierwegen, ein grosses Wasserbecken, Sträucher und Bäume, ringsum Arkadengassen mit Souvenirläden unterbrochen von Moscheen und Palästen - so imposant haben wir uns das nicht vorgestellt. Es ist schönes Wetter, Freitag und die Menschen flanieren und picknicken im Park, eine richtig sonntägliche Stimmung herrscht. Wir werden rasch wieder angesprochen und zwei junge Männer, die mich über meine Meinung zu Iran, seinen Menschen, seiner Kultur und dem Kopftuchtragen ausfragen, schenken mir einen 10’000 Rail-Schein als Andenken. Ein anderer schleppt uns in seinen Safranshop und erklärt uns Herstellung und die verschiedenen Qualitäten, die er im Angebot hat. Aber eigentlich haben wir Hunger und suchen ein Restaurant. Wir sind nicht besonders wählerisch und treten beim nächsten ein. Es ist riesig und auf Touristengruppen ausgerichtet. Im vorderen Teil stehen lange Tische und Bänke, weiter hinten befinden sich die traditionellen Diwane, auf denen man ohne Schuhe und im Schneidersitz isst. Wir setzen und doch lieber auf die Bänke und bestellen Täbrizer Köfte und Biryani. Es schmeckt nicht ganz so gut wie in Täbris, aber wir werden satt.

Nach einem persischen Frühstück mit Linsensuppe und allerlei anderen breiigen Speisen - zum Glück gibt es auch Spiegeleier - nehmen wir den nächsten Sightseeing-Tag in Angriff. Den Imam-Platz kennen wir ja schon ein bisschen. Die Morgensonne mag die prächtige Imam-Moschee nicht so recht beleuchten, darum gehen wir weiter und trinken einen Illi-Kaffee in einem schönen Innenhof an der Gasse zum Chehel Sotun Palast, unserem ersten Besichtigungsobjekt. Er steht in einem riesigen Park, und seine Säulen spiegeln sich im langen Wasserbecken. Die Si-o-se Pol Brücke über den völlig ausgetrockneten Zayandehrud Fluss ist beeindruckend und der Spaziergang zurück auf der alten Chahar-Bagh-Strasse wunderschön. Links und rechts säumen Platanen den Fussgängerweg, deren gelbes Laub hell leuchtet in der Herbstsonne. Nun sind wir definitiv zu spät für Fotos auf dem Imam-Platz dafür finden wir ein wunderschönes Restaurant in einem Innenhof. In der Nähe des Feuers können wir gut draussen sitzen. Da es keine englisch geschriebene Menükarte gibt und wir mit den schönen Schriftzeichen heillos überfordert sind, erklärt und der nette Kellner die Speisekarte und empfiehlt uns, ein Gazi zu essen (Beschreibung siehe Sidebar).

Heute besuchen wir die Jame Moschee und den alten Basar nördlich des Zentrums. Durch kleine Gässchen spazieren wir nordwärts. Überall hantieren verschiedene Handwerker in ihren winzigen Werkstätten, kleine Geschäfte säumen die Strassen. Der alte Basar ist komplett anders als jener am Imam Platz. Man verkauft so ziemlich alles, was zum Leben benötigt wird, das Kunsthandwerk fehlt, ebenso die Touristen. Aber der Platz davor ist wiederum riesig, aber ohne Grünflächen. Die Moschee ist leider noch zwei Stunden geschlossen, aber den eindrücklichen Innenhof können wir trotzdem bewundern. Ein vorbeikommender Geistlicher erklärt uns, dass die Moschee voller Geheimnisse sei und zeigt uns eine unscheinbare Wand, die mit kleinen quadratischen Löchern versehen ist. Wenn man diese verbindet, ergeben sich daraus Inschriften. Zurück auf dem Imam-Platz besuchen wir den Ali Qapu-Palast mit seinem wunderschönen Musikzimmer und die prächtige Imam-Moschee und zum Abschluss des Tages essen wir noch einmal Gazi.

Obwohl es noch viel zu entdecken gäbe im wunderschönen Isfahan machen wir uns heute wieder auf den Weg. Zuerst müssen wir aber noch einkaufen, denn heute Abend möchten wir wieder einmal etwas abseits campen. Auf kleinen Strassen fahren wir südostwärts Richtung Mündung des (ausgetrockneten) Zayandehrud. Die Moscheen, die noch zu besichtigen wären, lassen wir aus und machen erst kurz vor Varzaneh bei den Taubentürmen einen kurzen Fotostopp, bevor wir in der Stadt in einem schönen kleinen Park am fast trockenen Fluss Mittagspause machen. Weiter südwärts fahren wir einem wunderschönen Dünengebiet entlang. Bei Khara biegen wir ab Richtung Salzmine und finden ein hinter Dünen verstecktes wunderschönes Plätzchen zum Übernachten. Kaum haben wir mit Kochen begonnen, bekommen wir Besuch von einer Familie, die einen Ausflug gemacht hat - so gut versteckt sind wir also nicht. Aber es ist lustig, die Frauen schicken den Mann weg, damit ich mein Kopftuch entfernen und sie meine weissen Haare bewundern können. Nach den obligaten Föteli bekommen wir zum Abschied Granatäpfel geschenkt und es kehrt Ruhe ein in den Sandünen. Wir geniessen die friedliche Stimmung und wieder einmal das Alleinsein in der Natur.

Am Morgen weckt uns die Sonne und sie scheint so warm, dass wir draussen frühstücken können. Es dauert nicht lange und wir hören Stimmen: Eine Gruppe Wanderer macht sich auf, die grosse Sanddüne, die sich direkt hinter uns erhebt, zu erklimmen, natürlich nicht ohne uns vorher zu begrüssen und uns in Iran willkommen zu heissen. Im Gänsemarsch stapfen sie hinauf während wir uns wieder reisefertig machen. Wir fahren ziemlich weit Richtung Shiraz, immer mit Blick auf die eindrückliche Berglandschaft, die förmlich zum Bleiben einlädt. In Sormaq biegen wir nach Osten ab und versuchen ein paar Mal vergeblich, in die Nähe des dortigen Gebirges zu fahren. Immer wieder enden die Holperwege in erodierten Spalten und wir kommen nicht weiter. Kurz bevor wir aufgeben, finden wir doch noch eine Piste die vielversprechend aussieht. Kurze Zeit später stehen wir auf einer weiten Ebene, vor uns das Tal und hinter uns die Berge. Traumhaft schön in der Abendsonne zu sitzen und einfach zu schauen. Gekocht ist auch schnell, denn wir haben noch Reste von gestern und müssen nur noch aufwärmen. Wieder eine Nacht irgendwo im Nirgendwo, es ist einfach nur schön. Wir schlafen wie die Murmeltiere und stellen beide fest, dass das Trucklibett halt doch das Beste ist.

Der Rückweg auf die Hauptstrasse ist wesentlich einfacher. Kurz vor Shiraz biegen wir ab zum Weltkulturerbe Persepolis. Die Repräsentationshauptstadt wurde 518 v.Chr. gegründet und diente unter anderem zur Feier des Neujahrsfestes, an dem Abgesandte aller Völker des Reiches, das von Ägypten bis zum heutigen Pakistan reichte, teilnahmen. Beim Audienzpalast sind wunderschöne Reliefs der Delegationen erhalten geblieben und wir staunen einmal mehr über die Arbeit der Archäologen, die jede Delegation einem Volk zuordnen können. Es gibt Paläste und Terrassen, überall stehen noch Säulen und am Berghang sind die Gräber vergangener Herrscher in den Fels gehauen. Die Anlage ist beeindruckend und wir schlendern kreuz und quer durch eine Vergangenheit, die uns ziemlich unbekannt ist, bestaunen Darstellungen von Völkern, von denen wir nicht einmal wussten, dass es sie gab. Wir übernachten auf dem leeren Parkplatz und mögen uns nicht vorstellen wie das in der Hochsaison hier aussehen mag.

Auch hier in Shiraz wollen wir beim Hotel Tourist Inn stehen. Die Dame an der Rezeption muss das zuerst mit dem Manager klären. Sie kommt mit zwei Angeboten zurück: Übernachten im Truckli für 1,5 Millionen (ca. 15 Franken) oder Zimmer mit Frühstück für 1,7 Millionen. Da müssen wir nicht lange überlegen. Das Zimmer ist riesengross und schön, das Badezimmer warm und die Dusche heiss.

Mit dem Bus fahren wir ins Zentrum, aber so ganz sicher sind wir nicht, ob der Bus wirklich Richtung Basar fährt. Also fragen wir noch einmal, werden bei der nächsten Haltestelle zum Umsteigen aufgefordert und erreichen unser Ziel problemlos. Der Basar ist einmal mehr wunderschön, vor allem das Angebot von bunten Textilien und Teppichen gefällt uns gut. Die Vakil Moschee an der Westseite haben wir fast für uns allein und können nach Herzenslust fotografieren. Restaurants und Cafés gibt es überall, wir haben nur die Qual der Wahl für unser Nachtessen. Zurück nehmen wir der Einfachheit halber ein Taxi.

Heute probieren wir die Metro aus. Allerdings fährt sie nicht wirklich zu den Sehenswürdigkeiten und so machen wir noch eine ganz schöne Strecke zu Fuss bis wir den Eram Garten mit seinem schönen Palast mittendrin erreichen. Mittlerweile sind wir wählerisch geworden und besichtigen nur noch Anlagen, die im Reiseführer mit zwei Sternen gekennzeichnet sind… Mit dem Taxi geht es weiter zum Hafis-Mausoleum wo der Alabastergrabstein des Dichters unter einer Kuppel in einer schönen Gartenanlage steht. Auch andere Dichter sind hier begraben, Hafi war aber wohl der bekannteste. Von hier aus spazieren an der schönen Imamzadeh Ali ebne Hamze Moschee vorbei wieder ins Zentrum, wo wir die grosse Zitadelle nur noch von aussen bewundern.

So langsam zieht es uns an die Wärme und ans Meer. Wir nehmen eine ziemlich direkte Strasse durch das unglaublich schöne Erosionsgebirge immer südwärts Richtung Persischer Golf. Am Nachmittag sehen wir das Meer und die Temperatur ist merklich gestiegen. In Bandar-e Siraf wollen wir einkaufen, haben aber nicht damit gerechnet, dass hier im Süden Siesta gehalten wird. Ab Mittag sind die Läden geschlossen und wir vertrödeln die Zeit im kleinen Park. Die Frauen am Strand tragen alle ihren Hijab und ich schlucke schon ein bisschen. Mit baden wird es hier wohl schwierig werden. So langsam öffnen die kleinen Geschäfte (andere hat es keine) wieder. Wir finden einen Bäcker, leider produziert er nur „Waschläppli-Brot“ und hat schon ganze Berge davon. Er lacht uns an und wir wollen fünf Fladen kaufen. Er packt zehn ein und schenkt sie uns - herzlich willkommen in Iran! Viel anderes zu kaufen finden wir nicht. Wir haben noch Rindfleisch und sind uns nicht ganz einig, ob man es nur braten kann oder kochen muss. Dazu gibt’s Spaghetti. Als diese gerade schön kochen, sehen wir am anderen Ende des Strandes ein Auto, das feststeckt. Die beiden jungen Männer bitten uns um Hilfe und wir schauen uns die Situation an. Wir haben keine Chance, da richtig heran zu kommen, ein Abschleppseil haben sie nicht und wir getrauen uns auch nicht so richtig, sie zu ziehen, denn das Auto steht seitwärts und wir können nicht einschätzen was passiert, wenn wir sie nicht geradeaus abschleppen können. Urs hilft stossen, damit sie ein bisschen weiter vom Wasser entfernt sind, dann aber müssen sie den Abschleppdienst bestellen. Inzwischen sind die Spaghetti, die wir im Wasser gelassen haben, verkocht und das Fleisch braten wir halt nur noch. Schmecken tut alles mässig…

Beim Frühstück müssen wir wieder einmal ein wenig planen. Unser Visum können wir erst kurz bevor es abläuft verlängern und dafür ist es noch zu früh. Wir beschliessen, noch ein Stück Richtung Bushehr zu reisen, denn uns bleiben noch ein paar Tage. Die nächste Sehenswürdigkeit ist gar nicht so weit entfernt - es ist ein riesiger Salzberg inmitten des erodierten Gebirgszuges, der sich der Küste entlang zieht. Auf dem Parkplatz sind wir gut geschützt und auf unserer kleinen Wanderung entdecken wir wunderschön gefärbte Felsformationen, die mit schneeweissen Salzkristallen überzogen sind. Die Stille und die Wärme tun gut und wir sitzen bis spät vor unserem Truckli - leider haben wir kein Holz für ein kleines Lagerfeuer dabei.

Bevor es zu heiss wird, wandern wir am Morgen in die andere Richtung am Salzberg. Bei einem kleinen Wasserfall mit Seelein kehren wir um und holpern anschliessend wieder auf die Hauptstrasse zurück. Wir hoffen in Khormoj, der nächsten grösseren Ortschaft, einen etwas grösseren Supermarkt zu finden und haben schon wieder vergessen, dass ja beim mittäglichen Muezzin-Ruf die Läden geschlossen werden. Ganz schnell kaufen wir das Nötigste - mehr gibt es nicht - im ersten Laden den wir finden. Dafür hat es an der Strasse aber eine Trinkwasserstation, an der die Einheimischen ihre Wasserkanister gegen ein kleines Entgelt füllen. Wir parkieren unser Truckli, Urs öffnet den Zulauf und nimmt den Schlauch - da springen zwei Männer auf und gestikulieren wild mit beiden Händen: No Benzin, no Benzin! Sie meinen, wir hätten den Benzintank geöffnet. Wir zeigen auf das Wassertröpfchen am Deckel und erklären, dass wir schon Wasser brauchen und füllen unseren Tank. Im kleinen Kiosk können wir bezahlen. Heute Abend gibt es hoffentlich eine Solardusche nach einem Bad im Persischen Golf…

Wir verlassen nun die grosse Strasse, überqueren den wunderschönen, aus erodierten Felsen bestehenden Gebirgszug, der das Meer von der Autostrasse trennt und folgen auf einer Nebenstrasse dem Meer wieder ostwärts. Die Landschaft ist unglaublich schön, Zugänge zum Meer sind aber selten und die Strände nicht einladend. Wir suchen lange ergebnislos nach einem Plätzchen zum Baden und landen schliesslich in der Nähe des Meeres bei einem kleinen Palmengarten. Nichts mit Baden und Solardusche, denn die Sonne steht schon tief, als wir das Truckli endlich abstellen können. Aber der Platz ist ruhig und friedlich und es gibt es halt nur Katzenwäsche mit Waschlappen.

Auf der Weiterfahrt finden wir einen Fisch- und Gemüsemarkt. Wir kennen die Fische, die feilgeboten werden, überhaupt nicht und nach einigem hin und her entscheiden wir uns für den, auf dem am wenigsten Fliegen sitzen… Er ist gross, aber wir haben ja ein gutes Messer dabei. Nachdem wir den Kauf abgewickelt haben bringt die Frau ihn zum „Metzger“, der ihn ausnimmt, putzt und in einen Plastiksack verpackt. Kartoffeln und Gemüse bekommen wir in der anderen Halle. Die Kartoffeln kosten so wenig, dass die Gemüsehändlerin uns das Rückgeld nicht geben kann. Wir bedeuten ihr, dass es schon in Ordnung sei so, aber das geht offenbar gar nicht - wir haben am Schluss etwa drei Kilo Kartoffeln uns sie ist zufrieden. Die Schlafplatz-Suche ist wiederum nicht ganz einfach. In der Nähe der Ortschaft Ziarat sehen wir bei einem Fussballplatz die kleinen Dächlein, die immer da stehen, wo die Iraner/innen zelten. Wir fahren hin und finden einen sehr schönen Platz direkt am Meer. Unser Fisch schmeckt, abgesehen von der sehr zähen Haut, ausgezeichnet und selten haben wir so gute Salzkartoffeln gegessen.

Auch heute wird es nichts mit Baden. Dafür fahren wir durch wunderschöne Landschaften zwischen Meer und erodiertem Gebirge. Wir finden wieder einen kleinen Park mit den charakteristischen überdachten Plätzchen zum Zelten direkt am Meer, sogar mit einer kleinen Treppe, die zum Wasser führt. Urs nützt die Gelegenheit und badet noch rasch, bevor die Sonne untergeht. Ich verzichte, denn weil wir nicht allein sind müsste ich mich mit Kleidern und Kopftuch in die kühlen Fluten stürzen…

Unser restlicher Fisch und das Gemüse ergeben eine feine Fischsuppe, die wir mit „Wäschlümpli-Brot“-Stücken nach iranischer Manier anreichern.

In Bandar-e Lengeh, wieder einer grösseren Ortschaft, fahren wir ins Zentrum und erkundigen uns nach einem Fotogeschäft. Wir haben gelesen, dass ich ein Passfoto mit Hijab benötige für die Visumsverlängerung. In einem Computergeschäft sprechen sie englisch und erklären uns den Weg. Die Fotografin hilft mir bei der Verkleidung damit die Bilder Iran-konform werden. Sie macht die Fotos, ist zufrieden mit dem Ergebnis und nach kurzer Wartezeit bin ich im Besitz von sechs Passbildern. Das anschliessende Einkaufen ist wie immer: Es gibt viele Gemüseläden, einen Metzger der uns nicht anmacht, kleine Supermärkte mit ebensolchem Angebot und Bäcker mit den bekannten Brotlappen und superweichen Sandwich-Brötchen.

Aber heute finden wir endlich endlich einen Strand, an dem wir ganz allein sind - oder es zumindest meinen… Urs getraut sich sogar, den kleinen Abhang, der uns vom eigentlichen Stand trennt, hinunter zu fahren und somit sind wir von der Strasse aus nicht mehr zu sehen. Eine Kamelherde ohne Hüter zieht vorbei, ansonsten ist weit und breit niemand und nichts zu sehen. Schnell füllen wir die Solardusche und dann endlich baden wir in Badekleidern im türkisblauen Meer. Kaum sitzen wir wieder an der Sonne, kommt ein Auto mit vier Männern. Schnell lege ich mir ein paar Tücher um. Die Männer entschuldigen sich für die Störung, stapfen an uns vorbei und waten auf einen Felsen hinaus auf dem sie weit genug entfernt sind, um unsere Duschaktion nicht mitverfolgen zu können. Wir geniessen den Strand-Nachmittag in vollen Zügen. Unsere Essensvorräte halten sich zur Zeit in engen Grenzen und nach einer kurzen Inspektion von Kühlschrank und Stauraum entscheiden wir uns für Bratkartoffeln und Spiegeleier.

So langsam naht der Termin für unsere Visa-Verlängerung. Wir erreichen gegen Mittag Bandar Abbas und fahren zunächst einmal in den Park, in dem die „Overlander“ üblicherweise stehen. Wir sind jedoch die einzigen Ausländer hier. Und weil Freitag, d.h. Sonntag ist, sind unzählige Familien auf ihren Teppichen am Picknicken. Es dauert daher nicht lange, sitzen wir bei einer iranischen Familie beim Tee. Daneben kocht eine Pfanne Reis und wir können die Einladung, auch dabei mit zu essen, nicht ablehnen. Mit Händen und Füssen verständigen wir uns - beide, der Mann und die Frau verstehen und sprechen ein paar Brocken englisch und wir bemühen uns mit den paar Farsi-Sätzen aus dem Reiseführer. Erst gegen Abend können wir uns verabschieden. Wir suchen uns für die Nacht ein Hotel, diesmal aber haben wir weniger Glück: Das Zimmer ist nicht wirklich anmächelig aber die Dusche funktioniert und einen Föhn haben wir selber dabei.

Kurz vor acht am Morgen stellen wir uns zuhinterst in die Schlange, die sich vor dem Visa-Büro bereits gebildet hat. Da stehen wir jedoch nicht lange, denn wir werden so quasi durchgereicht und dürfen das Büro als erste betreten. Zuerst müssen wir einchecken beim Mann im Eingangsbereich. Mit dem Zettel gehen wir in’s nächste Gebäude und bringen unser Anliegen an. Der sehr freundliche Beamte erklärt uns, dass wir zunächst zur Bank Melli und pro Person einen Betrag einzahlen müssen. Kontonummer und Betrag schreibt er uns auf einen Zettel und schon sind wir wieder unterwegs. Das Einzahlen ist gar nicht so einfach, denn das Formular, das wir dazu ausfüllen müssen, gibt es hier nur in Farsi. Aber wir haben schnell einen Helfer der englisch spricht und die Formulare für uns ausfüllt. Leider kann der Mann am Schalter unsere Pässe auch nicht lesen und braucht nun seinerseits Hilfe, um das Prozedere abschliessen zu können. Aber schlussendlich haben wir unsere Quittungen und fahren wieder zum Visa-Büro zurück. Wieder einchecken, zum Beamten an den Schalter - mittlerweile herrscht Hochbetrieb - alles abgeben und warten. Die Pässe gehen von einem zum nächsten und nach etwa einer halben Stunde sind die Stempel gemacht und die Unterschriften gesetzt. Zurück in der Stadt erkundigen wir uns in einem Reisebüro nach der Fähre nach Sharja. Wir können die Tickets ein bis zwei Tage im voraus kaufen, also pressiert nichts und wir freuen uns auf ein paar Tage auf der Insel Qeshm, auf die wir heute noch übersetzen wollen. Die Fähren verkehren von einem Hafen weit ausserhalb der Stadt und auf dem Weg dorthin kaufen wir noch einmal ein, in erster Linie Gemüse, halt.

Auf die Insel Qeshm, eine Freihandelszone, kommt man auch nicht einfach so. Wir brauchen eine Bewilligung und werden am Hafen zum entsprechenden Büro gewiesen. Pässe und Carnet de Passage werden kontrolliert, dann wird uns das benötigte Formular ausgestellt. Nun geht alles schnell, denn die Fähre ist bereits angekommen und muss nur noch geladen werden. Auf der Insel fahren wir bis zu den Mangrovenwäldern und auf einem Jetti draussen dürfen wir auf dem Parkplatz übernachten. Bis der Muezzin ruft ist relativ viel Betrieb, den Sonnenuntergang geniessen wir schon fast allein. Ausser den vielen Fliegen, die unser Truckli belagern und die ich noch alle verjagen muss, sind wir allein und geniessen die friedliche Stimmung. Kurz bevor wir uns ins Bett verziehen, hören wir es Platschen im Wasser und sehen einen Krauskopfpelikan, der schwimmend fischt.

Alle Sehenswürdigkeiten der Insel sind irgendwie in einen Geo-Park zusammengefasst, jede Attraktion wird mit Schildern angekündigt und der jeweilige Weg ist gut bezeichnet. Wir fahren als nächstes in’s Status Valley mit seinen säulenartigen oben wie abgeschnitten aussehenden Gebirgsformationen. Vorbei an zwei Werften auf denen noch die traditionellen Lenj-Holzschiffe gebaut werden geht es weiter zur Chahkuh-Klamm, einer kilometerlangen Felsspalte, die sich im Sedimentgestein der Berge gebildet hat. Fast am westlichsten Zipfel der Insel finden wir so etwas wie ein Fisch-Sammelzentrum. Urs versucht Crevetten zu bekommen aber die Männer wehren ab und bieten ihm stattdessen Fisch an. Er kommt mit zweien zurück, geschenkt, aber dafür müssen wir sie selber ausnehmen. Gar nicht so einfach in diesem Gebiet, denn es hat überall Klippen und wir müssen suchen, bis wir einen Weg bis an’s Wasser finden. Die Fische sind ausgenommen und im Meerwasser gewaschen, jetzt fehlt nur noch ein Übernachtungsplatz. Auf einer der Klippen können wir gut stehen, haben jedoch nicht mit den Fliegen gerechnet. Bis zum Sonnenuntergang werden wir von ihnen umschwärmt. Unsere Schälchen, aus denen wir Yoghurt gegessen haben, sind, kaum haben wir sie abgestellt, schwarz. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Erst als die Sonne untergeht hört der Spuk auf und wir können in Ruhe kochen und essen. Der kleinere Fisch schmeckt sehr gut, der grössere weniger… Aber wir haben mehr als genug und entsorgen die Reste auf der Klippe. Am Morgen ist auf jeden Fall alles verschwunden.

Auf der Piste der Südküste entlang geht es nicht mehr so schnell vorwärts wie auf der geteerten Strasse im Norden. Zeitweise ist es recht wellblechig und hat Löcher und ausgewaschene Stellen. Wir besichtigen den grossen Salzdom mit seinen Höhlen, von denen nur eine für Touristen zugänglich ist. Urs hat aber schon bald ein mulmiges Gefühl und so geht unsere Expedition nicht sehr weit und wir kehren um. Der Salzberg auf dem Festland hat uns fast besser gefallen. Wir wollen auf der Piste weiterfahren da hält uns ein Mann auf und erklärt uns mit Händen und Füssen, dass wir hier nich weiter fahren können. Sein Bumbumbum und die unmissverständliche Körpersprache überzeugen uns davon, dass wir zurück fahren müssen. Schweren Herzens wenden wir, denn wir haben gelesen, dass es einen wunderschönen einsamen Strand gäbe, an dem auch ich baden könnte. Naja, es kommt halt immer ein bisschen anders als man sich das vorstellt. Wir überqueren den Gebirgszug nordwärts und einige Kilometer später dann wieder südwärts. Vor den kleinen Naz-Inselchen befindet sich ein langer, befahrbarer Strand auf dem wir inmitten von recht viel Abfall unser Nachtlager aufschlagen.

Heute erreichen wir Qeshm, die gleichnamige Hauptstadt der kleinen Insel. Bevor wir den Park mit dem Restaurant und Gästehaus von Annelie und Ali, einem Deutsch-Iranischen Paar, suchen, probieren wir es noch einmal mit Tanken, denn unsere Dieselvorräte gehen langsam zu Neige. Der Tankwart winkt ab, aber auf das Kontingent eines Lastwagenfahrers dürfen wir wieder dreissig Liter tanken, mehr liegt nicht drin. Im Park dürfen wir vor dem Restaurant stehen, Annelie wäscht unsere Wäsche in ihrer Waschmaschine und auch die Duschen dürfen wir gegen ein kleines Entgelt benützen, denn die Gästezimmer sind nicht voll belegt. Die nasse Wäsche hängen wir im Park auf (im super gastfreundlichen Land Iran ist alles möglich) und schon bald sitzen wir frisch und sauber im Gras. Kurze Zeit später fahren Janine und Fridolin in ihrem Ducato auf den Platz - zur Begrüssung bringen sie gleich das Dessert mit: frische, mit süssem Rahm gefüllte Windbeutel. Beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant von Ali und Annelie tauschen wir Erfahrungen und Erlebnisse aus. Für uns ist es das erste Mal, dass wir einen Abend mit Reisenden verbringen.

Wir beschliessen, ein paar Tage hier zu bleiben (die Manöver scheinen sich hinzuziehen), erledigen in der Stadt unsere Einkäufe und versuchen noch einmal, unsere Gasflasche auffüllen zu lassen. Es scheint ein Glückstag zu sein: Unterwegs zur Gasfüllstation halten wir bei einer Tankstelle und ein Lastwagenfahrer füllt uns den Tank - bezahlen können wir nicht - willkommen in Iran… Auch unsere Gasflasche können wir problemlos füllen lassen, wir finden einen Metzger und frisches Gemüse können wir auch einkaufen. Alles erledigt, alles erfolgreich nur der einsame Strand fehlt. Zusammen mit Janine und Fridolin lassen wir uns am nächsten Tag von einem Fischer auf die gegenüberliegende unbewohnte Insel fahren. Zum Baden ist es nicht wirklich, aber wir verbringen einen schönen Nachmittag mit Lagerfeuer, gegrillten Hamburgern und ohne Kopftuch.

Am 26. Dezember wollen wir mit der Fähre nach Sharja - wir bereiten uns bereits jetzt mental auf die Bürokratie-Tage vor...

 

Kommt uns doch bekannt vor

FlötenspielerDa kommen bei uns schöne Erinnerungen an die Panamericana hoch: Der Take Away sieht fast aus wie das Busli von Sidonie und Vincent auf der Panamericana... Das fahrende Shazdem-Café hat leider nicht geöffnet, der Besitzer macht wohl gerade Pause bei der hiesigen Konkurrenz.

 

Schaufensterpuppen

FlötenspielerFast auf jedem Basar gibt es sie, die wunderbarsten Schaufensterpuppen. Wir sind nicht so sicher, ob das wirklich die männlichen Schönheitsideale der Iraner/innen sind. In echt haben wir jedenfalls noch keinen solchen gesehen.

 

Trottoir-Sperren

FlötenspielerFussgängerschutz in Iran: In jeder grösseren Stadt sind die Trottoirs mit Pfosten abgesperrt, denn nur kann verhindert werden, dass Autos parkieren. Wie ich ja bereits beschrieben habe, quetschen diese sich in jede noch so kleine Lücke und blockieren alles, was sonst noch zirkulieren sollte. Für Eltern mit Kinderwagen gibt es meistens einen Durchgang wie hier, aber das ist nicht immer so, wir haben auch beobachtet, dass sie auf die Strasse ausweichen mussten.

 

Gazi

FlötenspielerBei diesem Gericht handelt es sich um einen Eintopf aus Lammfleisch, Kichererbsen, Tomaten, Kräutern und Kartoffeln. Die Sauce wird so quasi als Suppe in ein Schüsselchen geleert und der Rest mit einem Kartoffelstampfer zerdrückt. Diesen Brei isst man nun mit dem allgegenwärtigen „Wäschlümpli-Brot“, dazu gibt es viel frische Kräuter, Joghurt und fein gehackte Tomaten mit Zwiebeln. Es schmeckt super gut und wir wissen jetzt schon, dass wir dieses Gericht nicht zum letzten Mal essen.

 

Wie ein Gemälde

FlötenspielerDie in Farsi beschriebenen Tafeln - das hier ist ein Grabstein - kommen uns vor wie Kunstwerke und wir können uns kaum vorstellen wie man diese Sprache lernen kann. Wir sind langsam so weit, dass wir ein paar einzelne Wörter heraushören können, mehr ist es aber nicht, auch nach fast anderthalb Monaten mit viel Erfahrung mit Menschen, die uns auch ansprechen wenn sie ausschliesslich Farsi reden und verstehen.

 

Touri-Meile in Shiraz

FlötenspielerMit der Statue wird gleich der richtige Standort für ein schönes Foto der grossen Festung mitten in Shiraz markiert...

 

Nachtessen

FlötenspielerEndlich einmal Fisch! Er ist so gross, dass wir mit unserem Supermesser Stücke schneiden müssen, denn das Lagerfeuer für den Grill fehlt mangels Feuerholz. Aber unser Benzinkocher leistet gute Dienste und schlussendlich schmeckt es uns wunderbar!

 

Rezeption???

FlötenspielerSchatten hätte der Rezeptionist jedenfalls, aber weit und breit ist nichts und niemand in Sicht...

 

Moderner Kameltreiber

FlötenspielerDas Kamel muss grad mal ein bisschen galoppieren, damit es mit seinem Meister Schritt halten mag...

 

Sieht ganz schön verlockend aus...

Flötenspieler... die Speisekarte beim Strandrestaurant. In solchen Situationen sind wir jeweils extrem auf Hilfe angewiesen. Aber das ist ja zum Glück in diesem Land mit seinen freundlichen Menschen nie ein Problem!

 

Putzen

FlötenspielerZeit, wieder einmal Ordnung zu machen, die warmen Kleider zu verstauen und unserem Bett hier an der Wärme auch wieder einmal so richtig Sonne zu gönnen. In den Parks in Iran geht fast alles!