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reifenspuren

Hotel Château FrontenacKambodscha

10. Dezember bis 22. Dezember

Wieder einmal steht ein Grenzübertritt an und wir machen schon die Dollar-Nötli bereit, die wohl nötig sein werden. Aber die ganze Geschichte gestaltet sich einmal mehr einfacher als gedacht. Einzig bei den Zollpapieren für’s Truckli fragt die nette hübsche Angestellte im Büro so ziemlich unverfroren, was wir denn bereit seien zu bezahlen. Ich denke ich höre nicht gut und frage, was es denn koste. Sie nennt keinen Preis und wiederholt ihre Frage. Ich reagiere mit der Gegenfrage, ob sie denn nicht hier angestellt sei. Doch, das hier sei ihr Job. Auf mein weiteres Insistieren, ob sie denn keinen Lohn bekomme, meint sie lapidar: Ich helfe dir mit den Papieren, also kannst du mir mit Geld helfen. Ich schlage 5 Dollar vor, sie möchte zwanzig und bei zehn werden wir handelseinig. Die Note verschwindet in der Schublade, wir bekommen Zollpapiere und korrekt gestempeltes Carnet de Passage und schon kann es weiter gehen.

Wir entscheiden uns, in Stung Treng die „gelbe“ Strasse 64 direkt Richtung Siem Reap zu fahren und sind angenehm überrascht, wie gut sie ist und wie wenig Verkehr es hat. Die weiten fruchtbaren Ebenen mit Reisfeldern - manche abgeerntet, andere schon wieder neu bepflanzt - die kleinen Dörfer und Weiler geben uns einen schönen ersten Eindruck vom neuen Land. Wie in Laos spielt sich das beschauliche Leben draussen vor den bescheidenen Hütten ab. Hühner und Kühe, Tuktuks und Motorräder, Velos und kleine Traktoren bevölkern die Strasse. Alles wirkt friedlich und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Trotz Armut wird gelacht und gespielt, manchmal gesungen oder einfach zusammen gesessen und geplaudert.

Wir kommen gut voran, fahren immer weiter und erreichen gegen Abend bereits Siem Reap. Eine Etappe fast wie auf der Chinareise! Den Bloom Garden, das Guesthouse, dass uns Conny und Lutz angegeben haben zum Übernachten, finden wir auf Anhieb und werden herzlichst willkommen geheissen in diesem kleinen Paradies. Wir dürfen in einem wunderschönen Garten stehen, den Swimmingpool benützen und haben das Badezimmer eines Zimmers zu unserer Verfügung. Genial gut und wahnsinnig schön! Essen gehen mögen wir aber nicht mehr und weil das Guesthouse kein Restaurant hat bietet uns der nette Rezeptionist an, das Essen für uns bei einem Kurier zu bestellen. Es wird eine Pizza und sie schmeckt fast wie in Italien. Hoppla, wir sind in einem Touristenort angekommen…

Jetzt heisst es erstmal ankommen und erledigen, was zu tun ist. Wir müssen unser abgelaufenes Carnet de Passage retournieren und suchen die DHL-Filiale in der Stadt. Wir dürfen die Velos des Bloom Garden benützen und schwingen uns nach dem Frühstück auf die (unbequemen) Sättel. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist es schon, sich auf dem Velo im Stadtverkehr zu bewegen, aber bald einmal merken wir, dass wir an den Kreuzungen einfach irgendwie „mitschwimmen“ müssen, dann geht es gut. Der Verkehr ist recht chaotisch, aber überhaupt nicht aggressiv und das macht es einfach.

Die Bürokratie für das Verschicken unseres Kuverts mit dem Carnet ist enorm und der Preis dafür lässt uns schlucken: 86 Dollar kostet der Versand. Dafür können wir einigermassen sicher sein, dass das kostbare Ding nicht verloren geht und das ist ja auch etwas. Der Supermarkt ist gut bestückt, es gibt fast alles was man sich wünschen kann, einzig eine gute Wurst für Urs finden wir nicht. Die Souvenirläden und -märkte sind wie überall bunt und lebhaft, bieten aber auch wie überall immer das Gleiche an. Meine Hoffnung, irgendwo Seidengarn kaufen zu können, gebe ich bald auf. Dem Siem Reap Fluss entlang fahren wir zurück in den Norden der Stadt. Für den Abend bestellen wir dann ein Tuktuk und fahren in’s Haven, dem Ausbildungszentrum für angehende Servicefachleute und Köche, das vom Schweizer Paar Sara und Paul Wallimann gegründet und von ihnen seit 2011 sehr erfolgreich geführt wird. Wir werden von Sara aufs Herzlichste empfangen, freundlich und zuvorkommend bedient von den jungen Menschen und unser Essen ist absolut professionell und schmeckt megamega gut! Essen für einen guten Zweck - tönt nicht schlecht, oder?

Besucht doch die Homepage: www.havencambodia.com, erfahrt mehr über das Projekt und wenn ihr ein paar Franken erübrigen könnt: Spenden sind willkommen und alles Wissenswerte findet ihr unter www.dragonflycambodia.org.

Unser lieber Tuktuk-Fahrer Vanny bringt uns sicher wieder zurück ins Bloom Garden und wir schlafen herrlich im kleinen Paradies.

Die kleine Angkor Wat Tour nehmen wir - trotz feuchter Hitze - mit dem Velo in Angriff. Zunächst müssen wir die Eintrittskarten kaufen gehen - zwei Kilometer in die „falsche“ Richtung - dann geht es los. Erste Station ist das berühmte, absolut eindrückliche wunderschöne Angkor Wat. Es hat sich ein wenig verändert, denn nun hat es eine Holztreppe bis ganz hinauf, das Klettern über die sehr steilen Steinstufen ist also nicht mehr nötig. Angkor Thom mit den vielen Steingesichtern ist nächster Besichtigungshalt und auf den Ta Keo, ein paar Kilometer weiter, steigen wir über unzählige Treppenstufen bis ganz hinauf. Die Aussicht hält sich in Grenzen. Zum Abschluss besuchen wir Ta Prohm, einer der pittoresken Tempel, dessen Mauern teilweise von riesigen Baumwurzeln überwachsen sind. Als wir gegen Abend mit schmerzendem Hintern wieder zurück sind, kochen wir wieder einmal selber und geniessen den Abend vor dem Truckli.

Nach einem Ruhetag mit Faulenzen, Abendessen in einem Khmer-Restaurant in der Stadt und kleinem Bummel über den Markt - ich kaufe wieder einmal eine Hängematte - planen wir die grosse Angkortour mit dem Tuktuk.

Vanny holt uns ab und fährt uns von Tempel zu Tempel die sich im grünen Dickicht quasi aneinander reihen. Beim goldenen Licht des Spätnachmittags befinden wir uns beim East Mebon und pünktlich zum Sonnenuntergang stehen wir zuoberst auf dem Pre Rup und bewundern den Sonnenuntergang über dem Dschungel. Diesen wunderschönen Tag krönen wir selbstverständlich noch einmal mit einem Essen im Haven - besser kann man es nicht haben in dieser quirligen Stadt.

Dann heisst es halt wieder einmal Abschied nehmen und doch etwas wehmütig machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Battambang, das wir vor Jahren einmal besucht haben. Die Strasse westwärts ist gut, als wir dann aber Richtung Süden abzweigen, fahren wir nur über Baustellen. Offenbar soll hier eine Autobahn entstehen. Die Fahrspuren sind gewalzt, aber noch nicht geteert und der Staub ist unsäglich. Zeitweise sehen wir nicht einmal mehr die Löcher und fahren, als ob wir in der Schweiz in dichtem Nebel unterwegs wären. Endlich in Battambang angekommen, stellen wir fest, dass das Teo-Hotel, das uns in Erinnerung geblieben ist, eine Ruine und geschlossen ist. Auch der grosse Parkplatz fehlt. Aber wir finden einen ruhigen Übernachtungsplatz im Kloster und machen uns zu Fuss auf in die Altstadt, die sich nicht gross verändert hat. Die in die Jahre gekommenen Kolonialhäuser zerfallen immer mehr und mit der Kehrichtabfuhr steht es auch nicht zum Besten. Wir finden ein kleines Restaurant in den engen Gassen und spazieren dem Fluss entlang durch unzählige Freiluft-Garküchen zurück in unser ruhiges Kloster.

Nach einem Morgenspaziergang entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Die Strasse wird nicht besser und wir kommen nur langsam voran. Im kleinen Städtchen Khampang Chang fahren wir an den Tonle Sap, der stark überwachsen ist und die Menschen sich schmale Fahrrinnen freihalten für ihre kleinen Boote. Auch hier übernachten wir bei einem Kloster. Der Platz und die Aussicht wären superschön, der Müll allerdings schränkt unsere Freude ein. Das steile Bord zum Ufer hinunter ist übersät mit Petflaschen und Plastiksäcken. Eine Ecke geht gerade noch so und angesichts der fortgeschrittenen Zeit bleiben wir trotzdem. Als Urs zu kochen beginnt, hat er etwa zwanzig Kinder um den Tisch, die interessiert verfolgen, wie er unser Spaghetti-mit-Schweinefleisch-Znacht kocht. Leider verfolgen sie genauso interessiert, wie wir anschliessend essen…

Wir haben nur noch etwa hundert Kilometer bis Phnom Phen. Auch hier dürfen wir in einem Kloster parkieren - super zentral gleich neben dem Königspalast und der Altstadt gelegen. Die Stadtklöster sind riesige Anlagen und funktionieren fast wie kleine Dörfer. Es gibt Tempel und Wohnhäuser, schmale, von Bäumen gesäumte Strassen, kleine Sitzplätze mit Betonbänken und ganz wenig Möglichkeiten zum Parkieren.

Unser Stadtrundgang führt dem Tonle Sap Fluss entlang bis er in den Mekong mündet und wir staunen nicht schlecht: Ein Luxushotel neben dem anderen wird hier gebaut, eines wie das andere riesig und protzig und allesamt mit chinesischen Schriftzeichen versehen… Nicht wirklich schön, aber irgendwie doch imposant.

Zum Abendessen, oder zumindest für einen Apéro, wollen wir in den Klub der Journalisten mit Aussicht auf den breiten trägen Tonle Sap. Auch den gibt es nicht mehr, es sieht aber so aus als ob er renoviert werden würde. Ein kaltes Bier trinken wir trotzdem, halt ohne Aussicht. Die Nacht im Kloster ist dann schon eher eine Tortur, denn es weht kein Windhauch, kühlt nicht ab und wir liegen schweissgebadet unter dem Trucklidach.

Angesichts dieser Temperaturen hält uns nichts mehr in der Stadt und wir wollen nur noch ans Meer. Conny und Lutz haben uns geschrieben, dass sie in Kep beim Gästehaus eines Schweizers stehen und wir hoffen, sie dort zu treffen. Als wir jedoch am Morgen aus dem Truckli steigen wollen, lässt sich unsere Heckklappe nur so weit öffnen, dass wir ganz knapp aussteigen können. Wir sind hinten und vorne total zugeparkt und haben keine Chance wegzufahren. Nichts war’s mit dem geplanten frühen Start. Das Warten in der brütenden Hitze ist sogar für uns ein wenig nervig, obwohl das Beobachten des morgendlichen Treibens spannend ist: Immer wieder kommen laut klingelnde, mit Brot und gekochten Frühstücksgerichten beladene Tuktuks vorbei und verkaufen ihre Ware. Mönche, die ein wenig englisch sprechen, fragen uns nach dem Woher und Wohin und bewundern unsere vielen Länderflaggen auf dem Auto. Einmal mehr fühlen wir uns äusserst privilegiert, dass wir solche Reisen unternehmen dürfen.

Es dauert schliesslich fast zwei Stunden, bis der Fahrer es vorderen Autos ausfindig gemacht werden kann und wir doch noch aufbrechen können. Zügig verlassen wir die Stadt und fahren auf der staubigen Baustellen-Strasse weiter südwärts bis wir auf einer kleineren Strasse durch eine wunderschöne Landschaft - die wir jetzt mit offenen Fenstern und frischem Fahrwind geniessen können - Kep erreichen. Beim Gästehaus Bacoma steht dann auch der „Luxusbunker“ von Conny und Lutz und wir feiern ein fröhliches Wiedersehen. Obwohl nicht direkt am Meer (welches uns sowieso nicht anmacht zum Baden) stehen wir wunderschön in einem gepflegten Garten zwischen Fächer- und Kokospalmen und blühenden Sträuchern. Das Essen im Restaurant schmeckt super, am Abend kühlt es ein bisschen ab und wir schlafen wieder wie Murmeltiere. Wunderbar, da machen wir wieder einmal Reisepause mit gemütlichen Spaziergängen, beispielsweise auf den bunten Krabbenmarkt am Meer, oder einfach im Gärtchen sitzend. Conny und Lutz haben wir Druckerpatronen mitgebracht und nach einigen Fehlversuchen haben wir alle Formulare, die wir an der Grenze zu Thailand zu benötigen glauben, ausgedruckt. Die beiden verlassen uns am zwanzigsten, denn ihr Visum läuft ab. Nach einem letzten gemütlichen Frühstück machen sie sich auf den Weg, ein bisschen nervös wegen der Einreise nach Thailand. Am Nachmittag bekommen wir die Nachricht: Sind problemlos eingereist und haben bereits eine Sim-Karte! Wir nutzen den letzten Tag um noch all unser Wäsche waschen zu lassen, erneuern unser Mückenzelt im Heck und können endlich unser Dachzelt auch hinten wieder öffnen.

Auch wir machen uns nun auf Richtung Grenze, wollen aber vorher noch einen Abstecher nach Sihanouk Ville machen. Urs glaubt nicht so recht was alle erzählen: Die Chinesen bauen wie die Wahnsinnigen in und um die Stadt und die schönen, einfachen Strände mit den Bambushütten und den kleinen Restaurants gibt es nicht mehr….

Mit einem Döschen Kampot-Pfeffer, den wir im Bacoma-Restaurant schätzen gelernt haben, im Gewürzkörbchen verlassen wir das Städtchen und zweigen an der grossen Kreuzung ab nach Sihanouk Ville. Die Lastwagen fahren fast Kolonne und schon bald tauchen die ersten riesigen planierten Grundstücke und Baustellen auf. Eine grosse internationale Universität soll entstehen, alsdann ein „Sihanouk-Ost“ und weitere Bauwerke, deren Zweck wir nicht lesen können, da immer mehr nur noch kambodschanisch und chinesisch angeschrieben ist. Mir schwant nichts Gutes. Urs ist aber auch da noch zuversichtlich, als wir auf eine halb aufgerissene Stichstrasse zum Meer abbiegen. Mühsam kämpfen wir uns durch und kommen am Otres Beach an, genauer gesagt an dem, was von ihm übrig ist und das ist nicht viel. Die Strandstrasse ist aufgerissen, die Strandhütten und -Beizli ebenfalls. Ganz am Ende stehen noch deren drei, sonst ist alles platt. Den Strand selber trennt ein Graben vom Fahrweg und wir finden kein einziges Plätzchen, an dem wir irgendwie stehen könnten obwohl wir den ganzen Weg von oben bis unten abfahren. Wir steigen nicht einmal aus. Mühsam kämpfen wir uns durch die Baustellen, fahren die ganze Strecke zurück und übernachten schliesslich auf dem wunderschönen Plateau auf dem Weg zur Grenze. Unsere - hoffentlich - letzte Nacht in Kambodscha! Ein Land, in dem wir bitterste Armut neben protzigsten (meist chinesischen) Bauwerken sehen, unglaublich reiche Kulturschätze bewundern und wunderschöne Landschaften - leider oft durch kilometerlange Baustellen beeinträchtigt - erleben.

 

In Reih und Glied

FlötenspielerHier ist nicht etwa für eine Veranstaltung gestuhlt. Nein, jeder Getränke- und Imbissstand hat seine eigenen Stühle, schön nach Farben geordnet und wenn man sich etwas kauft, darf man sich auf die entsprechenden Stühle setzen und zu essen oder zu trinken

 

Hochzeitsfoto

FlötenspielerAuch Angkor Wat ist beliebt für Hochzeitsfotos: Hier zeigen wir euch für einmal die Schuhe, die zu den prächtigen traditionellen Kleidern getragen werden

 

Kinderelend

FlötenspielerIn Kambodscha gibt es so viel Armut, dass Kinder oft zum Betteln geschickt werden und dadurch die Schule nicht besuchen können. Das Bewusstsein für die Problematik ist gewachsen, überall wird darauf hingewiesen. Auch Kinderhandel ist an der Tagesordnung und Waisenhäuser entpuppen sich oft nicht als das, was sie zu sein scheinen. Spenden werden stark benötigt, jedoch muss man genau hinschauen, wo man Unterstützung leisten will. Haven (siehe Text) wäre so ein Projekt, das sich definitiv lohnt.

 

Erst duschen...

Flötenspielerdann waschen, aufhängen und den Wäscheständer in die Sonne stellen. Jeden Morgen beobachten wir unseren Nachbarn bei diesem schon fast Ritual...

 

Zweckentfremdet

FlötenspielerDiese Toiletten stehen hübsch bepflanzt rings um ein Hochbeet im Bloomgarden. Eine Idee für alle, die ihre alte WC-Schüssel weiterverwenden möchten...

 

Holzschaukelpferde

Flötenspielerbefinden sich in Battambang nicht in den Wohnungen, sondern stehen schön aufgereiht im kleinen Park am Fluss und werden fleissig benutzt