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Titel AdriaküsteGriechenland

14. bis 28. Oktober 2018

Die Ausreise aus Albanien gestaltet sich schwieriger als angenommen. Wir erreichen die Grenze zu Griechenland schon kurz nach halb zehn, stehen aber bis gegen elf in der Warteschlange. Dies nicht etwa, weil es so viele Autos hat oder mit den Ausreisepapieren Probleme bestehen, sondern weil jedes einzelne Auto in einem separaten Schuppen auf Drogen kontrolliert wird. Aufmachen, aussteigen, auspacken. Wir haben einen guten Aussichtsplatz und überlegen uns, wie das wohl mit unserem Truckli gehen soll. Ein Hund ist nicht zu sehen, die Kontrolle erfolgt von Hand und auf Sicht. Ich stelle mir vor, wie ich unseren ganzen Hausrat auf dem staubigen Boden auspacke und verdränge die Vorstellung sogleich wieder. Das Ganze ist dann halb so schlimm: Der eher beleibte Mann steigt mit etlicher Mühe, denn das Trittleiterli können wir nicht hinstellen, in unser Truckli, öffnet die Reissverschlüsse dreier Kleidersäcke, greift unter dem geschlossenen Dach in unser Bettzeug, hinterlässt schmutzige Fussabdrücke auf unserem Mexiko-Teppich und das war’s auch schon. Wenn wir hätten Drogen schmuggeln wollen hätten wir sie sicher nicht so transportiert…

Die Einreise nach Griechenland dauert dafür nur eine halbe Minute und wir können weiter fahren. Einen grossen Unterschied vor allem bezüglich Abfall auf der Strasse stellen wir nicht fest. Auch den Griechen geht es bekanntermassen wirtschaftlich nicht gut und das sieht man auch, zumindest kurz nach der Grenze. Via Igoumenitsa fahren wir alles der wunderschönen Küste entlang bis nach Lefkada, das mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. In einer kleinen geschützten Bucht stehen wir auf dem Zeltplatz Santa Mavra und wollen hier einen Tag Ruhepause einlegen. Eine kleine Standbeiz hat noch offen und rettet uns vor dem Kochen nach dem doch eher anstrengenden Fahrtag. Das Essen ist eher „nachsaisonal“ und am nächsten Abend kochen wir doch lieber wieder selber. Der Kiesstrand ist wunderschön und offenbar auch bei Seglern bekannt, denn immer wieder ankern grössere und kleinere Boote in der Bucht, teils zum Baden aber es hat auch jeden Abend mindestens ein Schiff das übernachtet.

Gemütlich auf Hauptstrassen, teilweise neben der leeren Autobahn, durch Dörfer und Städtchen, mal näher am Meer mal weiter weg, immer aber auf erstaunlich guten Stassen mit angenehm wenig Verkehr tuckern wir Richtung Peloponnes. Schon von weitem sehen wir die grosse Brücke, die nach Patras führt. Da wir ja immer noch weder Karte noch Reiseführer haben, lotst mich Urs mitten durch Patras auf der (vergeblichen) Suche nach einer Buchhandlung. Mapsme hat ihm wohl eine angezeigt, gefunden haben wir sie jedoch nicht. Wir wollen auf einen Platz bei einer Strandbar fahren um da zu übernachten. Den Platz finden wir, die Strandbar ist geschlossen und der Wind bläst so stark, dass wir keine Minute draussen sitzen könnten. Also kehren wir um und suchen einen „richtigen“ Campingplatz im Dorf. Kato Alyssos heisst er und ist - oh Wunder - geöffnet und windgeschützt. Für einen längeren Aufenthalt wäre er für uns nicht, für diese Nacht aber ideal.

Heute machen wir keine grossen Sprünge. Auf dem Weg nach Palouki an einen Strandplatz machen wir in Killini, wo die Fähren von und nach Zakynthos verkehren, einen Zwischenhalt mit Dorfrundgang. Dann geht es noch einige Kilometer weiter bis zu unserem Ziel. Heute bläst der Wind nicht mehr so stark und einem Nachmittag und einer Nacht mit Meeresrauschen steht nichts im Weg. Als wir uns am Morgen die Karte anschauen und mit unseren Reiseplänen vergleichen, kommen wir zum Schluss, den Peloponnes nicht wie ursprünglich geplant zu umrunden, sondern zu durchqueren und dann einen östlichen Kurs einzuschlagen. Einen Strandtag gönnen wir uns aber noch, schliesslich sollte unser erster Reisebericht endlich fertig und hochgeladen werden.

Mit gutem Gefühl (upload unserer Webseite hat tadellos funktioniert) und bei immer noch sommerlichem Wetter starten wir den Tag und wandeln gegen Mittag bereits auf den Spuren der Olympioniken des antiken Griechenlands. Die Ausgrabungsstätte ist riesig. Wir staunen, wie die Ruinen von den Archäologen rekonstruiert und mit den Beschreibungen und den Modellen auf den Tafeln auch für uns verständlich gemacht wurden. Die verschiedenen Tempel zu Ehren olympischer Götter (von Göttervater Zeus über Apollo, Hestia bis hin zur wohl bekanntesten im Zusammenhang mit Sport: Nike, die Siegesgöttin) machen deutlich, dass es sich bei den antiken Spielen um mehr als eine Sportveranstaltung gehandelt hat. Dies war dann später, im 4. Jh.n. Chr., der Grund, warum die Spiele verboten wurden: die Verehrung heidnischer Götter. Im Olympia-Museum schliesslich wird die Geschichte der olympischen Spiele gezeigt und wir staunen einmal mehr, was wir alles nicht wissen. Die Gültigkeit des Satzes: „Je mehr du weisst, desto weniger weisst du“ wird uns einmal mehr vor Augen geführt.

Wir schauen uns die zwei Campings in der Umgebung an, einer ist geschlossen, der andere macht uns nicht wirklich an. Nach einem späten Mittagessen bzw. einem frühen Nachtessen in einem der unzähligen Restaurants die gerade mehr oder weniger die Saison beenden und schliessen, fahren wir noch ein Stück auf der EO74 und biegen bei Mouria ab an den Fluss Alfios. Hier hat es ein traumhaft schönes Plätzchen zum Übernachten (im iOverlander beschrieben) und wir geniessen die immer noch warme Abendsonne, beobachten einen Fischer, der seine Köder an langen Schnüren auswirft und wohl hofft, dass bis zum Morgen Fische dran zappeln. Leider können wir uns nur mit Händen und Füssen unterhalten mit ihm, eine Situation, der wir immer öfters begegnen und an die wir uns langsam gewöhnen müssen…

Quer durch bzw. über den Peloponnes fahren wir weiter. Die Aussicht ist atemberaubend, die Strände der Halbinsel bald vergessen denn das hier ist wirklich eindrücklich und für uns eine ganz neue Erfahrung. Überall wachsen noch Olivenbäume, Schaf- und Ziegenhirte sind mit ihren Herden unterwegs und in den Tälern wird Landwirtschaft betrieben. Wir sind fast allein auf den Strassen. Bei Nemea, dem grossen Weingebiet auf dem Peloponnes, biegen wir ab auf eine kleine Nebenstrasse, dummerweise nicht direkt sondern so, wie Mapsme uns das anzeigt. Auch auf der Karte ist der Weg eingezeichnet, einfach ohne Nummerierung. Wir fahren also eigentlich auf einem Karrenweg, der immer enger und an den sowieso schon abenteuerlichen Rändern immer ausgewaschener wird. Wir streifen Sträucher und zucken jedesmal zusammen, wenn wir das Kratzen an den Truckliwänden hören. Es kommen Stellen, an denen wir aussteigen und zuerst checken müssen, ob wir da überhaupt durchkommen und die Unterspülungen nicht so tief sind, dass wir einbrechen. Wir spüren’s schon lange: Das wird wahrscheinlich nicht gehen - und fahren trotzdem noch weiter und noch weiter. Bis es dann halt wirklich nicht mehr geht… Der Weg ist so abgerutscht und weggeschwemmt, dass auch das Truckli keine Chance mehr hat. Ich gehe zu Fuss den Weg durch den Weinberg hoch um zu schauen, ob es da eventuell eine Möglichkeit gäbe irgendwie durchzukommen, Urs geht weiter vorwärts um zu sehen, wie es weiter unten aussieht. Nach etwa einer Stunde rekognoszieren ist klar: wir müssen umkehren. Diesmal aber geht es bergauf und das schaffen wir nur noch mit Untersetzung. Endlich sind wir unbeschadet zurück auf der Hauptstrasse und finden dann die richtige Abzweigung an die Küste. Nun ist es nicht mehr weit zum Kanal von Korinth, der tief in die Landenge eingeschnittenen Passage für kleinere Schiffe. Türkisblau schimmert die enge Meeresstrasse in der Tiefe. Ewas ausserhalb der Stadt gibt es einen Zeltplatz und wir können den Angstschweiss unseres etwas missglückten Offroad-Abenteuers unter der heissen Dusche abspülen…

Zunächst auf einer schönen Küstenstrasse neben der Autobahn Richtung Athen biegen wir in Elefsina ab Richtung Norden in’s zentrale Griechenland. Auf einmal kommen wir uns vor wie irgendwo in Louisiana: Baumwollfelder voller weisser Wattebäuschchen erstrecken sich links und rechts der Strasse. Viele sind schon abgeerntet und Lastwagen, meterhoch beladen mit der Ernte, kommen uns entgegen. Und immer wieder Olivenhaine ohne Ende - altehrwürdige Bäume mit weit ausladenden Ästen voller Früchte auf verknorzten dicken Stämmen neben jüngeren, noch schmalen in schnurgeraden Reihen gepflanzt. Die Strasse führt uns ganz schön durch die Berge. Auf einmal sehen wir Ski-Reklamen und als wir das Dorf Arachoa passieren kommen wir uns vor wie in einem Schweizer-Wintersportort. Es ist voller Souvenirläden, die Gässchen sind eng und wie immer vollgestopft mit Autos so dass wir froh sind, dass unser Truckli klein und wendig ist. Dann kommen wir in Delphi an und suchen den Zeltplatz unterhalb des Dorfes. Er liegt am Hang und man hat Aussicht bis an’s Meer, das, so stellen wir fest, eigentlich gar nicht weit entfernt ist. Dummerweise ist der Platz geschlossen und schweren Herzens fahren wir ein Stück zurück - hier ist noch offen, halt nicht ganz so schön aber in Ordnung. Da wir beim Hinfahren das Parkierpuff gesehen haben, lassen wir unser Truckli auf dem Campingplatz und gehen zu Fuss zurück ins Dorf, an dessen anderem Ende die Ruinen an einem steilen Hang zu besichtigen sind. Teile davon, vor allem die Säulen des Apollo-Tempels und das grosse Theater sind sehr gut erhalten und lassen erahnen, was sich hier abgespielt haben mag. Es geht hinauf und hinauf und immer noch weiter, bis wir das Stadion ganz oben unter der steilen Felswand erreichen. Offenbar kam man nicht nur hierher, um das Orakel zu befragen, hier wurden auch Wettkämpfe ausgetragen. Die Aussicht ist phantastisch und die Bewegung tut uns gut. Kurz überlegen wir uns, im Dorf zu essen. Aber die Aussicht, im Dunkel die Strasse wieder zurück zu marschieren, macht uns nicht wirklich an und so kochen wir unser Znacht selber. In dieser Nacht regnet es zum ersten Mal.

Der Morgen ist noch verhangen, die Sonne drückt aber schon da und dort durch und wir hoffen wieder auf einen schönen Tag. Die Wolken verziehen sich aber nicht so ganz. Wieder durch endlose Olivenhaine, über kleine Pässe, durch Dörfer und Eichenwälder fahren wir fast den ganzen Tag zu den schwebenden Klöstern von Meteora. Das Wetter wird immer schlechter und als wir in Kastraki ankommen, sehen wir die imposanten Felsen erst, als wir quasi vor ihnen stehen. Schemenhaft tauchen sie aus dem Nebel auf, aber einen Eindruck davon, wo wir nun sind, bekommen wir nicht. Das Kochen sparen wir uns, denn zum Campingplatz, der zum Glück das ganze Jahr offen hat, gehört auch eine Taverne, die für das Abendessen geöffnet hat. Diese Chance nutzen wir natürlich und essen das Menü. Eigentlich wird den Touris immer etwa das Gleiche serviert: Griechischer Salat, Moussaka, grilliertes Fleisch, Gyros und Pizza - heute sind wir froh darüber. Es ist kalt und düster und feucht und eher ungemütlich. Die ganze Nacht regnet es und auch am Morgen sieht es nicht besser aus - keine Felsen, keine Klöster, nur Nebel und Wolken und Nieselregen.

Am Nachmittag wird es trocken und so langsam zeigen sich die riesigen Felswände, die nur ein paar hundert Meter vor uns in die Höhe ragen. Ein unglaublicher Anblick. Einem Spaziergang in’s Dorf steht nichts mehr im Weg. Wir packen uns warm ein und ziehen los. Oberhalb des Dorfes führt ein Fussweg den ersten Felsen entlang. Ohne recht zu wissen, wo wir genau sind gehen wir weiter und sehen das erste Kloster irgendwie mystisch aus dem Nebel auftauchen. Wir wandern weiter und erklimmen zum Schluss die unzähligen Stufen hinauf, denn das Kloster klebt wirklich ganz zuoberst auf dem Felsen. Wir hatten keine wirkliche Vorstellung von dem, was uns da oben erwartet. Die Mauern sehen von unten alt und karg und eher ein bisschen abweisend aus. Umso grösser war unsere Überraschung! In allen Räumen gibt es kaum einen Quadratzentimeter, der nicht verziert ist. Malereien, Schnitzereien, der Duft von Weihrauch - es ist schier unglaublich. Tief beeindruckt stehen wir vor diesen unermesslichen Kunstschätzen der griechisch-orthodoxen Kirche.

Erst am nächsten Tag - blauer Himmel, kleine Nebelschwaden, die die Felsen umspielen, Bäume in strahlenden Herbstfarben - erleben wir die ganze Pracht von Meteora. Wir fahren mit dem Bus bis zum Kloster Saint Stefanos, das von uns aus gesehen am weitesten entfernt ist. Dort steigen wir aus und machen den ganzen Rückweg, Kloster nach Kloster, zu Fuss. Es ist fast nicht zu beschreiben: Die riesigen Felsen sehen aus, als ob Riesen hier ihre Spielwiese gehabt hätten und sich gegenseitig die Brocken, die Löcher haben wie Kugeln auf den Kegelbahnen, zugeworfen hätten. Und darauf, immer ganz zuoberst, sind die Klöster gebaut. Eines ist schöner als das andere. Saint Nikolaos war eher ein kleineres, Great Meteora ist wohl das Grösste. Alle sind sie prachtvoll, haben unterschiedlich genutzte, reich verzierte Räume (nicht ganz alle sind für die Besucher zugänglich), Innenhöfe mit kleinen, liebevoll gepflegten Gärtchen, Museen mit verschiedenen Themen und immer natürlich eine Kirche oder Kapelle, in deren Weihrauchduft die Goldverzierungen warmes Licht verbreiten. Die verschiedenen Aussichtsplattformen geben den Blick auf die „Nachbarklöster“ frei und das, was auf der Karte recht gross aussieht, ist aus dieser Perspektive relativ nahe beieinander.

Die ganze Tour ist sehr gut zu Fuss zu machen. Leider muss man immer die Asphaltstrasse entlang gehen weil es keine Fusswege gibt. Aber zwischen den Felsen gähnen oft ziemliche Abgründe, deswegen macht auch die Strasse weit geschwungene Bögen.

Wir geniessen bei unserer Rückkehr die heissen Duschen, die wieder warme Abendsonne vor unserem Truckli, Urs köchelt ein Znacht und dann gehen wir, müde und überwältigt, früh in’s Bett.

Wir lernen Griechenland von einer uns völlig unbekannte Seite kennen. Das Landesinnere ist abwechslungsreich und wunderschön, vor allem jetzt, da die lichten Laubwälder, vor allem Eichen, ab und zu auch Ahorn, sich herbstlich verfärbt haben. Alles auf Nebenstrassen fahren wir nach Katerina wieder am Meer. Mit offenen Zeltplätzen haben wir aber kein Glück - alles ist geschlossen und unsere Wäsche muss halt noch ein wenig warten. Weil wir nicht auf der Autobahn fahren wollen und unsere Karte doch eher dürftig ist, durchqueren wir Thessaloniki auf der Hauptstrasse und haben wieder einmal Sightseeing aus dem Auto. Wir hoffen, in Nea Moudania noch einen Campingplatz zu finden, aber auch dieser hat die Saison bereits beendet. Wir finden am Strand von Agios Mamas ein wunderschönes einsames Plätzchen, das sich perfekt eignet für die Vollmond-Nacht. Am Morgen steigt auf der einen Seite die Sonne aus dem Meer, auf der anderen verschwindet der Vollmond langsam hinter den Bergen - die perfekte Aussicht für ein gemütliches Strandfrühstück.

Alles der Küste entlang fahren wir ostwärts und machen in Olymbiada, einem kleinen Dorf das wohl eher in der Saison belebt ist, einen Zwischenhalt. Kaum haben wir unsere Zmittags-Brötchen geschmiert, fährt ein Berner-Truckli auf den Parkplatz. Auch sie haben dieses Örtchen für den Mittagsstopp ausgewählt und so sitzen wir zusammen auf einem Bänkli und tauschen unsere Erlebnisse aus. In je entgegengesetzten Richtungen fahren wir weiter, sie Richtung Peloponnes, wir Richtung Türkei. Wir haben die Hoffnung auf einen Camping mit Waschmöglichkeit für heute aufgegeben und übernachten noch einmal an einem wunderschönen Strand bei Asprovalta. Allerdings sind wir hier nicht allein, gegen Abend findet sich doch noch der eine oder andere Camper auf diesem riesigen freien Gelände ein. Allerdings sind es halt eben „richtige“ Camper, mit denen es eher schwierig ist, Kontakt aufzunehmen…

Heute konsultieren wir den iOverlander zwecks Campingplatz der offen hat. Und wir werden fündig: Sara und Erdem (Panamericana-Freunde) haben einen Platz am Rand von Kavala beschrieben, den wir am Mittag erreichen. Er ist nicht überwältigend, aber für unsere Zwecke ganz o.k. und es hat einen schönen Strand in einer kleinen Bucht. Neben uns auf dem Platz steht ein grüner Rundhauber, der uns sehr an Hilu und Sigo (Panamericana) erinnert. Es sind junge Deutsche, die den Polizeilastwagen für ihre Reise umgebaut haben. Jetzt aber nicht lange geschwatzt, Waschplatz suchen und loslegen! Zum ersten Mal kommt unsere grosse Ortlieb-Wanne (50l Fassungsvermögen) zum Einsatz! Die Wäsche will kein Ende nehmen und ich verbringe den halben Nachmittag damit. Endlich hängt alles schön zum Trocknen auf, nur ist gibt es leider keinen sonnigen Platz, an dem wir die Wäscheleine spannen können. Am Abend ist noch nichts getrocknet… Der nächste Morgen beginnt eher trüb, gegen Mittag setzt feiner Nieselregen ein und ich muss das feuchte Zeugs schleunigst ins Trockene bringen, damit es nicht noch schlimmer wird. Aber am Nachmittag kommt dann doch noch mal die Sonne und so langsam können wir uns an’s Zusammenfalten machen.

Die Grenze zur Türkei ist nicht mehr weit entfernt und wir müssen ein bisschen planen, damit das alles einigermassen aufgeht. So kommt uns der zusätzliche Tag hier in Kavala gerade gelegen.

 

Titel AdriaküsteAdriaküste

1. bis 13. Oktober 2018

Die letzten Abschiede liegen hinter uns. Es war auch für uns nicht ganz einfach, Familie und Freunden Lebewohl zu sagen und unser neues Abenteuer zu starten. Erst gegen Mittag haben wir unsere letzten Siebensachen (Honig und die letzten doppelt gerösteten spanischen Nüssli vom Chestelemuni, Quittengelee und Erdbeerkonfi, Bratensauce und die vielen Päckli Kambliguetsli, die wir geschenkt bekommen haben) verstaut und fahren los.

Der erste Halt ist bereits im Tessin. In Castione erwarten uns die ehemaligen Cargo-Teamleiter von Urs zu einem ausgedehnten Apéro. Alle sind sie gekommen und haben sich Zeit genommen für uns. Mit einem grossen Geschenkkorb beladen geht es weiter nach Morbio zur Familie Senekowitsch wo wir zum allerersten Mal auf dieser Reise im Truckli übernachten. Natürlich nicht ohne feines Nachtessen bei Cornelia und Thomas, den perfekten Gastgebern. Es geht uns wie immer: Wir schlafen tief und fest und lange.

Sneki hat sicher schon einmal geschwitzt beim Arbeiten bis wir endlich aufgestanden sind. Cornelia hat uns zum Abschied ein feines Zmorge gemacht und von vielen guten Wünschen begleitet geht es weiter Richtung Italien. Der Verkehr ist dicht, aber wir kommen gut voran. Kurz vor Venedig steht die erste Entscheidung an: Venedig besuchen oder auslassen? Bei einem Kaffee in einer Autobahnraststätte entscheiden wir uns zum Weiterfahren. Wir wissen, dass Esti und Peti in Postojna übernachten werden und diese Strecke ist noch gut zu schaffen. Also geht es weiter Richtung Grenze zu Slowenien. Kurz nach fünf kommen wir bei den Parkplätzen zu den Grotten an und finden in der hintersten Ecke das Auto mit Walliser Kennzeichen und der Wohnkabine, die wir bisher nur auf Bildern gesehen haben - allerdings ist niemand zu Hause… Wir ziehen uns etwas wärmer an (es ist merklich frischer geworden) und machen einen Spaziergang über das Gelände, ohne die beiden anzutreffen. Also wieder zurück und warten. Wir sind aber noch nicht weit, da ruft uns jemand und die beiden kommen von der Besichtigung der Grotten zurück. Die Überraschung ist gelungen! Wir kommen völlig unerwartet - umso fröhlicher ist das Wiedersehen. Draussen ist es zu kalt für den Apéro also setzen wir uns kurzerhand in die neue Kabine, die recht geräumig und sehr gemütlich ist. Esti kocht Risotto zum z’Nacht und wir geniessen den Abend in vollen Zügen.

Am Morgen stellen wir unsere „Trucklis“ kurzerhand in die Sonne und frühstücken draussen. Urs ist der Einzige, der die Grotten von Postojna noch nicht gesehen hat doch er verzichtet und wir fahren gemeinsam durch die kurvigen Bergstrassen Richtung Meer. Von unseren Kroatien-Ferien letztes Jahr kennen wir einen schön gelegenen kleinen Zeltplatz und hoffen, er ist noch geöffnet. Er ist und wir stellen unsere Trucklis schön nebeneinander, müssen aber für den Apéro bereits hinter dem Auto Schutz suchen vor der giftig wehenden Bora. Obwohl uns zeitweise fast die Gläser in’s Meer gewindet werden (wir müssen deshalb fleissig nachfüllen…) essen wir draussen und plaudern noch Ewigkeiten. Als wir dann endlich ins Truckli-Bett steigen, schütteln die Böen das ganze Auto und unser Dachzelt knattert so stark, dass wir uns nach einer Stunde zuhören entscheiden, das Dach zu schliessen und unten zu schlafen. Auch am Morgen hat der Wind nicht nachgelassen und als wir das Dach wieder öffnen, drückt er es einfach wieder nach unten. Wahrscheinlich haben wir - mit den zusätzlichen Dachkisten und der schwereren Felge - doch ein bisschen viel Gewicht.

Nach einem herzlichen Abschied von Esti und Peti verläuft unsere Weiterfahrt ruhig, mit wenig Verkehr und wunderschönem Wetter. In Sveti Peter na Moru, unserem nächsten Platz, waren wir letztes Jahr schon einmal. Zu unserem Glück, denn eigentlich wäre geschlossen. Aber der Papa kennt uns noch und so dürfen wir bleiben. Die Boiler werden extra für uns noch einmal eingeschaltet und so steht nicht einmal einer warmen Dusche (die wir nötig haben) etwas im Weg.

Leider haben die Olivenbäumchen auf dem Platz ihre Früchte abgeworfen, bevor sie richtig reif sind und so wird es dieses Jahr keine grosse Ernte geben. Tut uns leid, denn der Besitzer gibt sich unglaublich Mühe mit der Hege und Pflege seines Olivengartens.

Obwohl es uns ab und zu in die herbstlich gefärbten Berge ziehen würde, bleiben wir auf der Küstenstrasse. Unser nächstes Ziel ist Dubrovnik, die wunderschöne Stadt mit dem besterhaltenen Fort-System Europas. Wir suchen uns einen Platz etwas südlich davon in Mlini und machen einen ersten Spaziergang die steilen Treppen hinunter zum Strand. Mlini ist ein kleines Örtchen, das eigentlich nur aus einer Strasse dem Meer entlang besteht. Alte Häuser schmiegen sich an den Steilhang, liebevoll angelegte Gärtchen schmücken die Gebäude. Von hier aus lässt sich Dubrovnik bequem mit einem kleinen Schiff erreichen und man erspart sich sowohl Verkehrschaos als auch die Parkplatzsuche. Die Bootsfahrt entlang der Steilküste ist bereits imposant, die Stadt selber - obwohl wir sie mit hunderten von anderen Touristen teilen müssen - unglaublich eindrücklich. Zunächst kreuz und quer durch die Gassen, treppauf und treppab, gerade aus und wieder verwinkelt, erkunden wir zunächst das Stadtinnere. Anschliessend steigen wir auf die Mauer, auf der sich die Stadt komplett umrunden lässt. Nach einem wohlverdienten Bier in der Nähe des Hafens machen wir uns auf die Rückfahrt mit unserem Böötchen. Der Wind hat aufgefrischt und es schaukelt ganz schön stark. Ab und zu erwischt uns eine Gischt, aber beim Treppensteigen in Mlini werden wir wieder trocken…

Heute verlassen wir Kroatien und reisen in Montenegro ein. Die Formalitäten sind einfach, das wichtigste Dokument die grüne Versicherungskarte. Wir sind sehr gespannt auf das Land, das wir überhaupt nicht kennen.

Wir umrunden die ganze Bucht von Kotor mit dem kleinen Inselchen Sveti Đorđe, das ein Kloster beherbergt und ein beliebtes Fotosujet ist. Den ersten Halt machen anschliessend in Kotor selber und erfahren zum ersten Mal wie es ist mit dem Parkieren im Land: Es hat wenig Parkplätze und alles ist recht eng und ziemlich verstopft. Aber schliesslich schaffen wir es doch, unser Truckli abzustellen und begeben uns auf den Rundgang durch das alte mediterrane Handels- und Hafenstädtchen. Kotor (Gattaro) ist jedoch auch die Stadt der Katzen und beherbergt (wohl das einzige) Katzenmuseum. So sind denn die Tierchen in allen Grössen und Farben allgegenwärtig und werden gehätschelt und gepflegt.

Anschliessend geht es weiter nach Rijeka Crnovejica, einem Aussichtspunkt mit Blick auf eine Flusslandschaft beim Skutarisee. Die Strassen auch im Landesinneren sind in recht gutem Zustand, der Verkehr mässig und wir tuckern gemütlich dahin. Dann kommt eine Abzweigung und wir sind ziemlich unsicher, ob dieser Weg rund um ein Kirchlein durch Gebüsch und Gestrüpp wohl der Richtige sei. Nach einigem Zögern fahren wir los - für etwas ist ja unser Truckli schliesslich ein Geländewagen. Was dann kommt haben wir uns aber nicht ganz so vorgestellt. Zunächst geht es flott vorwärts, auch wenn der Weg eng und ungeteert ist und wir froh sind, wenn uns da keiner entgegenkommt. Dann aber windet er sich sehr steil und noch enger in vielen Haarnadelkurven hinunter ins Tal. Wir brauchen oft zwei Anläufe, um sicher um die Biegungen zu kommen, denn Leitplanken oder Ähnliches fehlen natürlich und das Gebüsch würde uns auch nicht aufhalten. Aber Urs meistert die Abfahrt bravourös und wir erreichen den Aussichtspunkt sicher und unbeschadet. Vor lauter Aufregung vergessen wir fast das Fotografieren. Zurück im Tal stellen wir dann fest, dass es auch einen einfacheren Weg da hinauf gegeben hätte aber sei’s drum, wir haben es genossen.

Es geht noch einige Kilometer holperig und eng weiter bis wir wieder auf eine grössere Strasse kommen. Das Kreuzen ist jedesmal eine kleine Herausforderung, aber zum Glück hat es nicht allzu viel Gegenverkehr. Wir überlegen kurz, ob wir oben am See einen Platz suchen sollen, entscheiden uns dann aber doch, wieder an’s Meer zu fahren. Der Platz in Utjeha in einem Olivengarten mit sechshundertjährigen Olivenbäumen ist ideal, hat Internet und erlaubt es uns, noch einmal an der Homepage-Problematik herumzubasteln.

Am nächsten Morgen beim Frühstück begrüsst uns ein lautes „Hallo Schweizer“ aus dem Nachbargarten. Wir kommen mit Pećo, einem Montenegriner, der dreissig Jahre in Luzern im Hotelfach tätig war, ins Gespräch. Die Einladung zum Schnaps bleibt dabei nicht aus, aber den verschieben wir auf den Abend. Zunächst geht es jetzt in’s Internet und ans Probieren, ob wir unsere Reifenspuren nicht doch noch in Ordnung bringen können. Nach vielen Versuchen gelingt dies schliesslich, noch nicht optimal aber immerhin. Dann müssen wir auch mal unsere Wäsche waschen und erledigen, was so ansteht in einem fahrenden Haushalt. Es hat eine Waschmaschine auf dem Platz und ich wage den Versuch. Ich denke, so gut gewaschene Wäsche hatten wir lange nicht, denn nach mehr als anderthalb Stunden waschen stellte ich die Maschine mit Unterstützung der Grossmutter auf dem Platz manuell auf Spülen um. Ende gut - alles gut, unsere Wäsche hängt zum Trocknen in der Abendsonne. Nun steht einem Spaziergang und dem Schnaps bei Pećo nichts mehr im Weg. Die Bucht ist schnell besichtigt, das letzte Restaurant schliesst gerade für die Saison und wir überlegen uns, was wir kochen sollen. Bei unserer Rückkehr sitzt Pećo in der Abendsonne auf dem Trottoir, holt uns zwei Stühle, Wein und Bier und schon sitzen wir auch da. Pećo erzählt Geschichten aus Luzern und fragt uns schliesslich, ob wir jassen können. Und so nimmt der Abend seinen Lauf: Wir setzen uns hinter dem Haus an den Tisch und beginnen mit „Coiffeur“ zu dritt. Das kannten wir bisher nicht, ist aber total spannend zu spielen. Pećos Haushälterin backt frische Waffeln, Käse kommt auf den Tisch und wir vergessen die Zeit. Spät ist es, als wir zu unserem Truckli zurück wollen - und schwierig dazu: Alle Tore sind abgeschlossen, die Besitzer bereits im Bett. So bleibt uns nicht viel anders übrig als über den Zaun zu klettern um in’s Bett zu kommen.

Obwohl uns das Wenige, das wir von Montenegro gesehen haben, extrem gefallen hat, entscheiden wir uns weiter südwärts zu fahren, denn irgendwie können wir noch nicht so gut einschätzen wieviel Zeit wir brauchen werden bis an die iranische Grenze und wir haben das Gefühl, wir befinden uns immer noch in der Ferienziel-Gegend und noch nicht so ganz auf der Fernreise. So packen wir also zusammen - die Wäsche ist trocken! - verabschieden uns von Pećo und peilen die Grenze zu Albanien an.

Eigentlich wollten wir noch einkaufen, unser Kühlschrank ist ziemlich leer, aber im Verkehrschaos von Ulcinj geben wir es auf, einen Supermarkt mit einem Parkplatz zu finden. Ein Brot aus der Bäckerei muss reichen. Dann überqueren wir die Grenze zu Albanien am Übergang Muriqan-Sukobin.

Im Vergleich zu Kroatien fanden wir schon Montenegro ein viel ärmeres Land, in Albanien fühlen wir uns um Jahrzehnte zurück versetzt. Schaf- und Ziegenhirten, praktisch keine Landmaschinen um das fruchtbare Land in der Flussebene der Buja zu bebauen, Pferde- und Eselskarren auf der Strasse. Bilder, die wir nicht unbedingt mit der Adriaküste verbinden. In Skhodër, der ersten grösseren Stadt nach der Grenze, müssen wir aufpassen wie die Häftlimacher beim Fahren: Viele Velos, Pferdekarren und Fussgänger bevölkern die Strasse genauso wie Autos aller Marken und Alter. Beidseits reiht sich ein Tante-Emma-Laden an den nächsten, grössere Geschäfte sind die absolute Ausnahme. Aber alles geht ohne Hektik: man fährt wenn es geht und wartet, wenn die Strasse verstopft ist. Kaum sind wir etwas ausserhalb sehen wir, dass hier auch die Truten auf die Weide geführt und gehütet werden - wäre für mich fast ein Grund, in diesem Land Truthahn zu essen…

Wir fahren noch ein gutes Stück Richtung Norden bis wir an einer Stichstrasse hinab zum See einen Campingplatz finden: Riesengross, supermodern, gut besucht vor allem von Deutschen, Schweizern und Österreichern. Wir suchen uns ein Plätzchen zwischen all den grossen Campmobilen. Eingekauft haben wir immer noch nicht und so gibt es ein traditionelles albanisches Menü im Restaurant. Viel Rohkost aus Tomaten, Peperoni und Gurken, gebratenes Gemüse, sauer eingelegtes Gemüse, ein Stück Fleisch und Fladenbrot mit Tsatsiki. Superfein und extrem günstig trotz dem nicht wirklich typisch albanischen Restaurant. Als wir vom Essen zurück kommen, haben wir einen tschechischen Motorradfahrer als Nachbarn bekommen. Es ist stockdunkel und er stellt mit seiner Stirnlampe sein Zelt auf. Da können wir doch weiterhelfen mit unserer Lampe. Er schwärmt von unserem Truckli, das offenbar genau seinen Träumen entspricht…

Über Land fahren wir wieder an die Küste und machen unseren nächsten Einkaufsversuch in der Hafenstadt Durrës. Es wird so quasi ein Sightseeing vom Auto aus, denn auch hier geben wir mangels Parkmöglichkeit auf… Aber wir fahren durch noble Hotelviertel in Strandnähe und sehen, dass Durrës offenbar ein wichtiger Badeferienort ist. Die Infrastruktur entspricht dem „Adria-Standard“ und die Stadtstrände laden zum Verweilen ein. Wenn man hier ein Hotel gebucht hat, ist auch das Parkplatzproblem gelöst.

Wir haben den Eindruck eines riesigen Stadt-Land-Gefälles, stellen aber auch fest, dass wir uns für diesen Teil unserer Reise nicht wirklich vorbereitet haben. Es fehlt uns an Kenntnissen über das Land und Reiseführer haben wir für diesen ersten Teil keine dabei. Das Truckli bietet halt nur begrenzt Platz, unsere Reise ist lang und führt durch viele Länder… Wir fahren also weiter (und merken später, dass es in Durrës ein grosses Amphitheater zu besichtigen gegeben hätte…)

Kurz bevor wir die Hauptstrasse verlassen wollen, sehen wir einen Maximarket mit Parkplätzen! Nix wie los und einkaufen. Wir staunen ob dem Angebot. Irgendwie scheint alles aus Italien zu kommen. Wir füllen unseren Kühlschrank wieder und sind gerüstet, falls wir kein Restaurant finden sollten. Bei Karpen an einer Stichstrasse zum Meer übernachten wir schliesslich auf dem Platz Pa Emer direkt am Strand. Die sanitären Anlagen sind bescheiden und auch das Beizli auf dem Hügel macht uns nicht an. Also ist Kochen angesagt und Urs nimmt den Benzinkocher in Betrieb. Er spuckt im Moment und wir müssen immer ein bisschen aufpassen, dass nichts in Flammen aufgeht. Es liegt wohl daran, dass unsere Sandblech-Bar nicht mehr ganz waagrecht ist. Schliesslich sind unsere frisch gekauften Tortellini aber doch weich, nur die Menge ist eher bescheiden. Urs hilft sich mit einem Schinkenbrot als Nachtisch.

Obwohl wir ziemlich orientierungslos unterwegs sind, peilen wir heute als nächstes Ziel Gjirokaster, eine alte Stadt in den südlichen Bergen von Albanien an. Wir fahren der Vjosa entlang, einem Fluss so türkisblau wie die Soča in Slowenien. Das Flussbett ist hunderte Meter breit, der Fluss selber führt aber nur wenig Wasser. Bei Kodër biegen wir ins Tal des Drino Flusses ab und erreichen Gjirokaster bereits gegen Mittag. Rasch schauen wir, wo wir übernachten können: auf der anderen Seite des Flusses gibt es ein kleines Restaurant, das auch Stellplätze zur Verfügung stellt. Wir stellen unsere Stühle hin und fahren dann mutig mit dem Truckli in die Stadt. Oben bei der Burg soll es Parkplätze geben (wir haben langsam ein Parkplatz-Trauma) und so folgen wir brav unserem Mapsme, das uns durch Gassen führt die steiler und steiler, enger und enger werden. Offenbar fahren wir mitten durch die historischen Altstadtquartiere. Als wir der Sachen nicht mehr so ganz trauen, macht Urs ein gekonntes Wendemanöver. Aber der hinter uns fahrende Albaner erklärt uns, dass wir schon richtig sind und es nur noch gerade hundert Meter weiter so ginge, dann hätten wir den öffentlichen Parkplatz erreicht. Also noch einmal wenden und weiter hochkraxeln. Wirklich, da oben ist ein Parkplatz. Allerdings ist es nicht der, den wir gesucht haben, aber ideal für Burg- und Altstadtbesichtigung. Hoch oben auf der Burg haben wir eine wunderbare Aussicht über das ganze Tal, das landwirtschaftlich genutzt wird. Entlang der Berge reiht sich Dorf an Dorf in sicherer Entfernung vom Fluss, dessen Überschwemmungen das Land fruchtbar halten. Der Blick auf die Dächer der Altstadt direkt unter uns ist wunderschön. Die alten Häuser mit den grossen Holzfenstern sind mit den grauen Steinen der Umgebung gedeckt. Dadurch wird die Innentemperatur reguliert: Im Sommer bleibt es kühl und im Winter wird die Kälte eingedämmt. Die Burg selber dient heute als (Waffen-)Museum und beherbergt unter anderem ein altes amerikanisches Flugzeug, um das sich verschiedene Geschichten ranken - die eine aus Sicht der USA, die andere aus Sicht des damals kommunistischen Albaniens. Mit den Fakten haben beide nicht viel zu tun…

Nach einem Bummel durch die Souvenirläden der Altstadt kehren wir zurück - diesmal auf einer richtigen Strasse, die das historische Zentrum umfährt. Da wir festgestellt haben, dass es uns an allen Ecken und Enden an Informationen und auch an guten Karten fehlt, suchen wir im neueren Teil der Stadt eine Buchhandlung in der Hoffnung, da etwas Gescheites kaufen zu können. Aber es gibt nichts. Wir trösten uns mit einer Glace. Zurück an unserem Übernachtungsplatz geniessen wir die Abendsonne und essen noch einmal ein traditionelles albanisches Menü - typähnlich wie auf dem Zeltplatz, aber definitiv authentischer mit gebratenen Reiskugeln und Hacktätschli.

Wir folgen weiter dem Fluss Drino, fahren dann über einen Pass mit sagenhafter Aussicht bis in’s nächste Tal hinab und machen einen Abstecher zum Syri i Kaltër (blaues Auge). Dabei handelt es sich um eine grosse Quelle, deren Wasser tief aus dem Karstgebirge in einem türkisblauen Auge an die Oberfläche sprudelt. Ein wunderschöner Anblick. Es erstaunt uns, dass das, was bis vor Kurzem wohl ein Ausflugsrestaurant gewesen ist, in Trümmern liegt als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Ein paar Männer sortieren Brauchbares von Unbrauchbarem und ein Lastwagen steht für den Abtransport bereit. Das Rätsel löst sich auf unserem nächsten Zeltplatz: Es handelte sich bei dem Restaurant um einen unbewilligten, also illegalen Bau und diese werden in Albanien kurzerhand gesprengt.

Den letzten Bergrücken, der uns noch vom Meer trennt, müssen wir nicht überqueren sondern die Strasse führt durch eine immense Schlucht wieder in die Küstenebene. Wir übernachten in Ksamil auf einem superschönen Platz. Kaum sind wir angekommen, steht schon ein Tablett mit kaltem Kaffee und viel Schaum darauf, einer Handvoll Baumnüsse, Zeltli und Mineralwasser vor uns auf einem kleinen Tisch. Da fühlt man sich doch wirklich willkommen. Am Strand sind alle Beizli bereits im Winterschlaf, die Promenade - sie hat auch schon bessere Zeiten gesehen - ist wunderschön angelegt und wir die einzigen Spaziergänger.

Heute müssen wir wieder selber für unser Wohl sorgen, denn leider kocht Aleksander nicht - wir hätten gerne noch einmal ein traditionelles albanisches Z’nacht genossen.

Albanien ist ein weiteres Land, von dem wir keine Ahnung und jetzt erste Eindrücke gesammelt haben. Es ein Land, das sich unbedingt zu bereisen lohnt! Einfach beim nächsten Mal mit Reiseführer und besseren Strassenkarten ausgerüstet und mit mehr Zeit. Ich weiss, das hört sich komisch an wenn wir das schreiben, aber unser Weg ist noch lang, führt über Berge und der Winter naht, auch wenn sich das Wetter von seiner allerbesten Seite zeigt.

 

So ist es noch einfach...

Sidebar Adriaküste (2)... aber langsam müssen wir uns wohl daran gewöhnen, in Ländern unterwegs zu sein, in denen wir weder Strassenschilder noch Reklametafeln oder Hinweise lesen können.

 

Das sind die anderen Beschützer/innen

Sidebar Adriaküste (2)Überall am Strassenrand stehen sie, die kleinen Bauwerke die zu Ehren der hiesigen Heiligen aufgestellt sind.

 

So hat es ausgesehen...

Sidebar Adriaküste (2)... das Ende unseres Offroad-Abenteuers von Nemea Richtung Norden. Die Löcher waren knietief, die Unterspülungen enorm und der Weg hat kaum unser Menschengewicht ausgehalten. Da war umkehren wirklich die einzige Lösung.

 

Gibt es sie doch noch?

Sidebar Adriaküste (2)Die Telefone mit Wählscheibe? Bei näherer Betrachung handelt es sich um eine kreative Reklame für ein Taxiunternehen.

 

Wickeljupes

Sidebar Adriaküste (2)Jedes Kloster in Meteora stellt jeweils am Eingang eine Art Wickeljupes zur Verfügung mit einem Hinweisschild, das die Damen auffordert, ihren unteren Körperteil doch - zusätzlich zu den langen Hosen - mit diesem Kleidungsstück zu verhüllen...

 

Mönchsleben

Sidebar Adriaküste (2)So ganz bescheiden scheinen die Meteora-Mönche auch nicht zu leben. Auf ihren Ländereien wird Wein angebaut und gekeltert, der dann die Vorratskammern der Klöster füllt.

 

Abkürzung

Sidebar Adriaküste (2)Dieser Mönch ist es wohl leid, jedesmal die unzähligen Stufen zu und von seinem Kloster hinauf und hinunter zu steigen. In einer einfachen Kiste an zwei Seilen lässt sich der Abgrund mit viel Gottvertrauen ohne Anstrengung bewältigen.

 

Waschtag

Sidebar Adriaküste (2)Auch wenn unsere Reise wie Ferien tönt, gibt es einen Alltag. Und der ist manchmal gar nicht so einfach ;-)
Die Wäscheleine von Beat und Katja leistet gute Dienste. Dank ihr können wir die Kleidungsstücke, die nicht so gut trocknen, rasch von einem Standort zum anderen hängen, damit sie möglichst lange an der Sonne sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schutzengel und andere Beschützer/innen

Sidebar Adriaküste (2)Dieser hat uns schon auf unserer letzten Reise liebevoll behütet...

Sidebar Adriaküste 4... damit er nicht so allein ist, hat er ein Gspähnli bekommen...

Sidebar Adriaküste 7... und eigentlich kann man nie genug davon haben!

Sidebar Adriaküste 6Über unsere ganze Reise soll Christophorus, der Schutzheilige aller Reisenden, wachen.

Sidebar Adriaküste 5Sogar die Herzli haben ein Plätzchen gefunden, allerdings können sie nicht immer dort bleiben, denn auf den Rumpelpisten chlefelen sie zu stark

So sind wir gut beschützt und behütet Lieben Dank allen, die in so liebvoller Weise an uns gedacht haben.

 

Waschtag in Dubrovnik

Sidebar Adriaküste 1Mit Smartphone und WiFi wird es zumindest nicht langweilig!

 

Sicherheit

Sidebar Adriaküste 8Nach unserem Erlebnis mit der Bora sind wir ein bisschen verunsichert - wäre ja zu dumm, wenn wir von unserem Dach erschlagen wüden. Wir erklären dem Sohn des Zeltplatzbesitzers in Sveti Peter na Moru unser Problem. Er versteht unser Anliegen sofort, holt einen Meter, misst aus und fünf Minuten später haben wir eine Dachlatte, die perfekt passt.

 

Die unschönen Seiten armer Länder

Sidebar Adriaküste 2Je südlicher wir kommen, desto allegenwärtiger sind solche Abfallhaufen an den schönsten Orten. Da muss wohl noch viel gearbeitet werden, bis es auch den Menschen hier weh tut, wenn sie solche Bilder sehen.