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reifenspuren

Titel TürkeiTürkei

30.Oktober bis 13. November

Der Grenzübertritt in die Türkei ist erstaunlich einfach, die Wartezeit recht kurz und die Formalitäten sind rasch erledigt. Eine Kontrolle im engeren Sinn gibt es nicht, wir haben unseren Griechenlandwein, den Edda-Schnaps und den Tessiner Ratafia immer noch bei uns. Nur haben wir es verpasst, gleich an der Grenze Geld zu wechseln. Also fahren wir in die nächste Stadt und vertrauen darauf, eine Bank oder Wechselstube zu finden. Das Finden ist kein Problem, aber es gibt einfach keine Parkplätze. Wir fahren mitten durch das für uns ungewohnt belebte Kesan und halten schliesslich mit Warnblinker und halt ein wenig als Verkehrshindernis am Strassenrand. Urs geht Geld wechseln und dann manövrieren wir uns wieder auf die Hauptstrasse, die durchgehend zweispurig ausgebaut ist. Unser Ziel sind die berühmten Ruinen von Troja. Eigentlich möchten wir kurz vor der Stadt irgendwo am Strand übernachten. Wir hätten einen guten Platz, aber es liegt so viel Abfall herum, dass es uns nicht wirklich anmacht hier zu kochen und zu nächtigen. Also fahren wir zur Pension Troja, die Stellplätze vermietet. Naja, es geht so mit dem Platz. Nicht wirklich schön, aber passabel für eine Nacht. Da wir auch hier nicht gross Lust haben, unser Abendessen zu kochen, essen wir gleich in der Pension. Das ist aber wirklich ein Fehler. Ein Tellerchen mit dreimal aufgewärmtem Reis, Köfte und ein paar vermatschten Auberginen. Ich passe und begnüge mich mit dem Salat, Urs langt tapfer zu… So haben wir es uns eigentlich nicht vorgestellt in diesem Land, in dem man so gut essen kann. Aber es kann ja nur noch besser werden.

Irgendeinmal in den frühen Morgenstunden wissen wir’s: Wir sind in einem muslimischen Land: Von der nahen Moschee ertönt das Morgengebet. Leider haben sie etwas Mühe mit den Lautsprechern und so quietscht und röhrt es, dass man den Muezzin fast gar nicht mehr hört. Wir stehen relativ früh auf (so richtig weiterschlafen konnten wir nicht mehr) und machen uns nach dem Frühstück (selber zubereitet!!) zu Fuss auf den Weg zu den Ruinen. Gleich am Eingang der Ausgrabungsstätte steht das riesige Holzpferd, das letztlich den 10jährigen Krieg um Troja entschieden haben soll. Auch hier leisten die Archäologen riesige Arbeit und graben aus, bauen nach, dokumentieren und beschreiben alles so gut, dass man eine gute Vorstellung davon bekommt, wie es hier ausgesehen haben mag. Die Stadt soll ihren Reichtum dem Wind verdanken: Die Schiffe der Bronzezeit konnten damals nicht gegen den Wind kreuzen, sie waren also auf günstige Winde (von Süden) angewiesen, um die Dardanellen zu passieren. Fielen diese aus, warteten sie im Hafen der Festung Trojas auf die richtige Wetterlage. Das konnte sich die Stadt zunutze machen und Tribute und Wegezoll erheben. So wurde Troja reich.

Auf unserem schmuddeligen Campingplatz hält uns nichts mehr und so machen wir uns gegen Mittag auf die Weiterreise. Wir fahren ein gutes Stück und wollen in der kleinen Stadt Edremit, einkaufen gehen. Fast eine Stunde kurven wir durch enge Gassen, um Menschen und Pferdekarren und irgendwie geparkte Autos und Lieferwagen herum, stecken einmal fast im Markt fest und können im letzten Moment noch in ein Gässchen ausweichen - und haben immer noch keine Möglichkeit zum Parkieren gefunden. Erst als wir schon fast aufgeben sehen wir einen gebührenpflichtigen Privatparkplatz und können unser Truckli doch noch abstellen. Endlich können wir im Gemüse- und Früchteangebot schwelgen, essen Börek mit Käse und machen unsere Einkäufe. Ganz zum Schluss schauen wir auch noch bei der Migros vorbei. In Ören finden wir unseren nächsten Übernachtungsplatz: In einem wunderschönen Park direkt am Meer bietet das Altin Camp sowohl Hotelzimmer als auch Stellplätze an. Alles ist sauber und gepflegt, die Duschen heiss und der Besitzer äusserst freundlich und zuvorkommend.

Da wir ja jetzt eine gute Strassenkarte der Türkei haben, können wir uns Nebenstrassen suchen die uns zu unseren Zielen führen. Die grosse Hauptstrasse ist immer vierspurig und wir möchten eigentlich die Hauptverkehrsachsen vermeiden und die ländliche Türkei befahren. Also biegen wir kurz nach Keremköy auf die 10-57 ab. Sie führt uns zunächst durch Landwirtschaftsgebiet und anschliessend durch endlose Pinienwälder bis kurz vor Bergama. Dort steht unsere nächste Ruinenbesichtigung an: Die Akropolis von Pergamon. Da wir beide nicht unbedingt Seilbahnfans sind, fahren wir mit dem Truckli bis zum Eingang den Berg hinauf. Auch diese antike Stadt wurde auf einem Hügel erbaut, so dass deren Verteidigung sich einfacher gestaltete. Das Eindrücklichste von Pergamon ist für uns das riesige Hangtheater, das den halben Berg einnimmt und einst bis zu 10’000 Besuchern Platz bot. Es soll zu den am besten erhaltenen Bauwerken antiker Baukunst gehören.

Kurz überlegen wir, ob wir hier in der Stadt nach einem Plätzchen zum Übernachten suchen wollen, entscheiden uns dann aber doch für’s Meer. Eine zeitlang zweifeln wir, ob wir mit dieser Entscheidung richtig liegen, denn eine zeitlang fahren wir durch riesige Industrie- und Raffinieriekomplexe, es stinkt, die Strassen sind voller Lastwagen und das Meer voller Lastkähne. Aber kaum sind wir zwei-drei Kurven weiter, ist alles wie ein Spuk verschwunden und wir haben wunderschönen Meerblick. Jetzt fehlt nur noch der Platz und auch den finden wir: Es ist eine Bucht in Privatbesitz, die von den Einheimischen als Badebucht genutzt wird. Wir fragen ob wir auch übernachten dürfen und - obwohl wir kein Türkisch sprechen und der Besitzer kein Englisch versteht- können wir uns einigen. Ab und zu besuchen uns die Hühner und Enten, sonst sind wir ganz allein unter einem Baum am Strand. Sogar einen schönen Sonnenuntergang gibt es und der gebratene Gemüsereis, den Urs uns gekocht hat, schmeckt ausgezeichnet.

Eigentlich wollten wir Izmir umfahren - und dann durchqueren wir die ganze Stadt! Nach unseren bisherigen Parkplatz-Erfahrungen machen wir keinen Versuch, hier irgendwie die Hauptstrasse zu verlassen und in’s Zentrum bzw. die Altstadt zu fahren. Unser Ziel ist Selçuk und die Besichtigung des antiken Ephesos. Gleich am Eingang werden wir von geschäftstüchtigen Taxifahrern und Pferdekutschenbesitzern freundlich darauf hingewiesen, dass die Anlage riesig sei und wir uns besser an den oberen Eingang fahren lassen sollen, damit wir nicht so unglaublich weit laufen müssen… Ein Weg sei mindestens drei Kilometer! Da wir ja langsam wieder fit sind und mittlerweile auch ruinenerprobt, schlagen wir das Angebot aus und machen uns auf den Weg. Ephesos ist wohl die schönste der antiken Städte, die wir bisher gesehen haben. Zuerst griechisch, dann römisch und später byzantinisch erstreckt sich die Ausgrabungsstädte zwischen zwei Hügeln auf eine Anhöhe. Der Besichtigungsweg ist eine breite Prachtstrasse, links und rechts davon stehen die Überreste der alten Bauten. Die sehr gut restaurierten Mauern der Bibliothek, die 135 n.Chr. dem römischen Statthalter Celsius zu Ehren erbaut wurde, macht uns sprachlos. Aber auch alle anderen Tempel, Skulpturen und Mosaike sind eindrucksvoll. Sogar die Gemeinschafts-Latrine, von den chinesischen Besuchern sehr bewundert, ist als ganze Reihe der nebeneinander gebauten Steinsitze mit darunter liegendem Wasserkanal freigelegt worden.

Nach dieser Tour sind wir gerade ein wenig geschafft und fahren zurück in’s Städtchen. Unser Truckli stellen wir trotz Halteverbot irgendwo am Strassenrand ab und hoffen das Beste… Es ist Freitag und offenbar Ruhetag. Die zahlreichen Teehäuser sind gut besetzt, allerdings sitzen da ziemlich ausschliesslich Männer, die mehr oder weniger emotional eine Art Rummy-Cub spielen. Die Steine sehen aus wie die, die wir kennen, allerdings finden wir nicht wirklich heraus, wie es hier gespielt wird. Nach einem kühlen Bier unter einem Schattendach fahren wir an den Strand, wo wir übernachten wollen. Der Besitzer der kleinen Strandbar am Ende der Strasse bestätigt uns, dass dies problemlos möglich sei und so fahren wir ein gutes Stück auf dem harten Sand, bis wir die grössten Müllhaufen hinter uns haben. Nach einem kleinen Apéro - wir haben immer noch griechischen Wein - spazieren wir dann in ebendiese Strandbar und essen wunderbar gebratenen Fisch (Sea Bass). Die ganze Familie freut sich über unseren Besuch und ohne türkischen Kaffee und dann noch einem Tee können wir uns nicht verabschieden. Als wir schon draussen stehen, bringt uns der Besitzer Mandarinen, die wir in unserem Mobilehome doch gut noch essen können… Türkische Gastfreundschaft - wir schätzen sie ungemein und fühlen uns sehr wohl in diesem Land.

Immer noch weckt uns am Morgen die Sonne und der Himmel ist wolkenlos. Und wieder fahren wir in’s Landesinnere, diesmal peilen wir Pamukkale mit seinen weissen Kalksinterterrassen an. Die Fahrt ist nicht annähernd so spektakulär wie die vorangegangenen, aber wir kommen gut voran und sehen den weiss leuchtenden Hügel bereits am frühen Nachmittag. Beim Hotel Pamukkale finden wir einen Platz zum Übernachten und machen einen ersten Spaziergang durch den kleinen, nicht wirklich schönen Ort der offenbar in erster Linie vom Tourismus lebt. Die Terrassen sehen auch von unten schön aus, die Besichtigung sparen wir uns aber für morgen und verbringen den Nachmittag im kleinen Hotelgarten mit Schreiben, Internetrecherchen und Facetimen mit der Familie. Auch hier wird gut für uns geschaut: Wir bekommen extra einen Tisch aufgestellt und kurz darauf steht Tee darauf. Das Nachtessen können wir bestellen und pünktlich um 19:00 Uhr ruft die Mama zum Essen. Es schmeckt gut und wir sind froh, dass wir weder kochen noch abwaschen müssen.

Nach dem Frühstück geht es los auf die Sinterterrassen: Beim Eingang die Tickets kaufen, Schuhe ausziehen und barfuß die weiss leuchtenden Terrassen hinauf steigen. Die teilweise künstlich angelegten Becken strahlen türkisblau in der Morgensonne und wir kommen uns vor wie auf einer Gletscherlandschaft. Oben angekommen durchwandern wir die antike Stadt Hierapolis und sind dabei fast ganz allein. Die Reste der damaligen Badehäuschen stehen schön am Rand von natürlichen kleinen mit Wasser gefüllten Becken. Weiter geht es durch die Steingräberstrasse und dann mitten durch einen grossen, noch gut erhaltenen Stadtteil hinauf zum grossen Theater. Das auf den Grundmauern eines abgerissenen Hotels künstlich angelegte „antique bath“ lädt zum Baden ein - für unseren Geschmack hat es bereits zu viele Leute und vor allem zu viele Zuschauer. Also machen wir uns auf den Rückweg und staunen: Der ganze Hügel gleicht mittlerweile eher einem Affenfelsen als einem Naturwunder.

Am Abend lassen wir uns noch einmal von Mama bekochen - wir essen immer mit Fernsehbegleitung im Hintergrund und verstehen gar nichts, doch Mama erklärt uns jeweils so gut sie kann was gerade berichtet wird.

Nun steht die Südtürkei auf dem Plan, natürlich nicht ohne Abstecher zum Salda-See, den „türkischen Malediven“. Farblich kommt die Bezeichnung hin, temperaturmässig allerdings fehlen ein paar Grad. Der See liegt auf etwa 1’200 m ü.M. und das mag man im Herbst schon spüren. Der Spaziergang auf dem schneeweissen Sandstrand vor türkisblauem Wasser ist wunderschön, übernachten wollen wir aber trotzdem nicht, die kalten Nächte kommen dann früh genug. Also fahren wir weiter südwärts Richtung Fethiye, wo wir hoffen, einen Übernachtungsplatz zu finden. Die Berglandschaft mit ihren Pinienwäldern, der roten Erde, den kahlen Felsen und dem blauen Himmel ist traumhaft schön, wir geniessen jeden Kilometer. Je näher wir aber der Küste kommen, desto mehr Treibhäuser für den Tomatenanbau stehen in die Landschaft. Alles ist aus Plastik und manchmal sind es fast Treibhaus-Dörfer, an denen wir vorbei fahren. Als wir uns schliesslich in Fethiye auf die Suche nach einer Campmöglichkeit machen, werden wir enttäuscht. Da wo noch ein Platz offen hätte, ist die Einfahrten zu tief für unser Truckli, an den Strand können wir nirgends fahren, da alles überbaut und versperrt ist. Also fahren wir weiter in’s Schmetterlingstal bei Faralya, dort soll es ein Motel geben bei dem auch Camper stehen können. Leider haben wir nicht so genau geschaut, wie weit das noch ist und werden auf der spektakulären, aber engen Küstenstrasse hoch über dem Meer prompt von der Abenddämmerung überrascht. Im Dorf angekommen, löscht gerade das letzte Restaurant das Licht und keine Menschenseele ist zu sehen. Zum Motel hinunter führt ein enges supersteiles Gässchen und wir wagen es nicht, mit dem Truckli einfach so hinunter zu fahren. Ich gehe mal zu Fuss schauen. Das Motel hat einen grossen Park, ist aber auch dunkel und verwaist. Auf der anderen Seite des Gässchens höre ich Stimmen beim Haus und gehe fragen, ob wirklich alles geschlossen sei. Eine ältere Frau versteht mich zwar nicht wirklich, erklärt aber, das alles „fertig“ sei. Wir stehen beide ein wenig ratlos vor dem Haus, dann zieht sie sich kurz entschlossen ein paar bessere Schuhe an und steigt mit mir zusammen das Gässchen wieder hoch. Nun sieht sie unser Truckli und weiss, was wir suchen. Da kommt uns ein Auto entgegen, sie ruft den Fahrer, der steigt aus und fragt uns in englisch, was wir denn suchen. Ich erkläre ihm unsere Situation und er meint, wenn wir keine Infrastruktur brauchen, können wir problemlos im Park des Motels übernachten. So nach und nach stellt sich heraus, dass er der Besitzer und die Frau seine Mutter ist. Unsere Nach ist gerettet! Ich suche in unseren Vorräten nach einer Päcklisuppe, Salami und Brot haben wir auch noch und so findet unser langer Fahrtag doch noch ein gutes Ende.

Wir bleiben an der Küste und wollen heute keine grossen Sprünge machen. Nach einem Spaziergang in’s Schmetterlingstal - Schmetterlinge hat es allerdings keine - fahren wir die Bergstrecke diesmal bei Tageslicht zurück. In Kaş machen wir Mittagshalt und ich kann endlich ein Menemen essen.

Auf Anhieb finden wir wenige Kilometer weiter eine wunderschönes Plätzchen am Strand. Leider hat es auch hier wie fast überall relativ viel Abfall, aber alles kann man schliesslich nicht haben… Wir richten uns gemütlich ein und bei einem schönen Apéro geniessen wir den Sonnenuntergang, bevor Urs den Kocher in Gang setzt. In der Nähe von uns hat ein türkischer Kleinbus mit einer grossen Familie geparkt, auch sie packen bei lauter Musik aus dem Auto ihr Abendessen aus. Als sie schliesslich wieder wegfahren, räumt Urs ihre Abfallsäcke in die dafür bereit stehenden (leeren) Abfallfässer.

Wir nähern uns Antalya und hoffen, hier noch einen Campingplatz zu finden. Wir sollten wieder einmal waschen und eine Dusche wäre auch noch nett. Aber es ist einfach so: Die Saison ist vorbei, es ist alles geschlossen und verwaist. Unsere letzte Hoffnung ist eine Pension etwas ausserhalb von Manavgat und hier haben wir Glück: Es ist offen, es gibt eine warme Dusche, drei junge Hunde mit ihrer Mutter, fünf junge Katzen mit Mutter, Vater (?) und Tante oder so, vier Hühner und einen Hahn. Die ganze Menagerie tummelt sich im Garten, wo wir unser Truckli hinstellen dürfen. Das Restaurant ist leider nicht mehr geöffnet aber wir haben eingekauft und Urs kocht ja gern.

Für unsere Wäsche gibt es eine Waschmaschine, es hat Internet und so vergeht der nächste Tag mit Haushalt und Surfen und Facetimen. Jetzt bringt die Katzenmutter gerade Beute für ihre Jungen: Eine Eidechse wird verspiesen und der Streit um die besten Teile ist in vollem Gang…

Wenn es uns schon so gut geht, soll auch unser Truckli die nötige Pflege erhalten: Ölwechsel, Kardanwelle schmieren und wenn’s geht soll es auch wieder einmal zum „Oto-Guaför“. Wir haben im iOverlander eine Garage gefunden, die sich auf 4x4 spezialisiert hat, allerdings mit Schwerpunkt auf Landrover, aber die verstehen sicher auch unser Truckli. Und so ist es. Wir müssen fast 40 Kilometer nach Alanya fahren, aber es lohnt sich definitiv. Usta Yüksel, der Chef in der kleinen Werkstatt, freut sich und staunt ein bisschen, dass so viele Ausländer zu ihm kommen. Ich zeige ihm den Eintrag in der iOverlander App und nun ist alles klar. Er putzt unseren Luftfilter, wechselt das Oel, bläst den Motorraum aus und schmiert die Kardanwelle fachmännisch. Wir trinken inzwischen Tee, ein Kollege fotografiert unser Truckli von hinten und vorne und innen und aussen. Er ist total begeistert. Zum Schluss gibt es die obligaten Fötelis und dann verabschieden wir uns herzlich. Wir können die Garage wärmstens empfehlen!

Mittlerweile ist es Mittag geworden und wir essen in einem Strandcafé etwas Kleines. Es hat doch noch einige Touristen, die die warme Sonne geniessen und die ganz Mutigen stürzen sich wohl so langsam die letzten Male in die Mittelmeer-Fluten. Auf dem Heimweg können wir den am Strassenrand feilgebotenen Bananen, die hier angebaut werden, nicht widerstehen - sie schmecken wunderbar und kosten quasi nichts.

Ein letztes Mal füttern wir die Kätzchen mit unseren Frühstücksresten - am liebsten würden wir eines einpacken und mitnehmen - und verabschieden uns von dem wirklich sehr netten Besitzer. Die Küste lassen wir nun endgültig hinter uns und wahrscheinlich auch die fast sommerliche Wärme - wir müssen uns nach Nordosten bewegen, denn bei den Wetterprognosen für’s Hochland werden ab und zu Schneeflocken angezeigt. Über kleine Pässe, durch schöne Pinien- und Eichenwälder fahren wir bis Konya, einer Stadt auf ca. 1’000 m ü.M. Hier gibt es am Stadtrand einen riesigen Park mit Spazier- und Freizeitangeboten und es hat einen Stellplatz für Wohnmobile. Wir registrieren uns am Eingang und fahren anschliessend mit dem Tram in’s Zentrum. Das Bild hat sich geändert. Wir sehen kaum noch Frauen ohne Kopftuch und langen Mänteln, alles wirkt traditioneller und auch religiöser als an der freizügigeren Küste. Zeit, sich auch um angemessene Kleidung für Iran zu kümmern. Wir gehen in ein Geschäft das massenhaft Kopftücher zu verkaufen scheint. Eines ist schöner als das andere, alle sind sie aus Seide und ich habe die Qual der Wahl. Das Probieren ist bereits ein Gaudi und so ganz richtig mache ich es nicht. Der Verkäufer zeigt mir, wie die Frauen hier ihre Kopftücher binden, aber Seide ist halt rutschig und so kaufe ich sicherheitshalber noch ein Unterhäubchen, dessen Rändchen dann hervorgucken darf. Und dann fehlt mir ja auch ein Rock oder eine Bluse, die bis mindestens Mitte Oberschenkel reicht. Ich frage den Verkäufer, ob sie das auch führen. Er zeigt mir alles bodenlange Kleider und das will ich natürlich nicht. Ich zeige auf das Kleid einer Verkäuferin und frage, wo ich so etwas bekommen könnte. Ah, jetzt ist klar, was ich brauche. Die Hilfsbereitschaft in Person führt er uns in ein anderes Geschäft, erklärt der dortigen Verkäuferin was ich suche und schon werden mir verschiedene Kleider und Blusen gezeigt. Ich probiere ein paar an und entscheide mich für einen schwarzen Rock, der sich sehr gut zu meinen langen Hosen tragen lässt. Das wär mal geschafft, jetzt aber haben wir Hunger und schauen uns in den kleinen Kebab-Restaurants um. Das sieht überall lecker aus. An den Spiessen stecken richtige erkennbare Fleischstücke und nicht die Pampe, die bei uns oft verkauft wird. Wir bestellen und essen superfeine Dürüms. Frisch gestärkt besichtigen das Mevlana Museum und Mausoleum, dessen leuchtend grüne Kuppel zum Wahrzeichen Konyas geworden ist. Mevlana war ein persischer Mystiker, der bis heute von vielen Menschen in der ganzen Welt verehrt wird, was uns aber überhaupt nicht bewusst war. Mit einem ungültigen Trambillett (zu wenig aufgeladen) fahren wir schliesslich zurück und sind froh, dass wir nicht mehr kochen müssen, denn es ist bitterkalt geworden.

Ab hier ist alles flach, die sind Felder abgeerntet und was wie ein riesiger Haufen Steine auf dem Feld aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als Zuckerrüben-Berg. Auch die Zuckerfabrik fehlt nicht, sie raucht schon von Weitem und irgendwie heimelt es uns an. Wir wollen unterwegs die Karawanserei in Sultanhani besichtigen, leider wird sie zur Zeit vollkommen restauriert und ist nicht zugänglich. Also geht es weiter und wir sind so langsam gespannt auf dieses Kappadokien. Wir sind bald da und immer noch ist alles flach. Aber dann kommen Hügel in Sicht und ehe wir’s uns versehen sind wir mitten drin in den Feenkaminen, den Tuffsteingebilden und Höhlenwohnungen, schlicht in einer Märchenwelt. Ein Kunstwerk der Natur voller Kultur tut sich vor unseren Augen auf. Leider ist der Himmel bedeckt und es ist eiskalt. Wir fahren zu ein paar Aussichtspunkten, um einen ersten Eindruck zu bekommen und wandeln auf den Spuren von Erdem und Sarah (Panamericana). Wir übernachten am gleichen Ort wie sie im März 2018. Er liegt auf einem Hügelrücken mit wunderschöner Aussicht in ein kleines Tal voller „Feenkamine“. Wir kochen früh, damit wir noch bei Tageslicht essen können und sind trotzdem halb erfroren, als das Geschirr gespült und alles wieder versorgt ist. Wie gut, dass wir eine Heizung haben! Es gab übrigens „kappadokisches Huhn“ frei nach Helmut Tanner.

Am frühen Morgen - es ist noch dunkel - weckt und ein Rauschen, das wir nicht so recht interpretieren können. Heissluftballone werden es nicht sein, da diese in dieser Kälte sicher nicht mehr fliegen. Haben wir gemeint. Als wir dann aufstehen um dem Lärm auf den Grund zu gehen, sehen wir in der Dämmerung rings um uns Ballone, die startbereit gemacht werden. Überall flackern Gasflammen und erhellen die bunten Kugeln von Innen. Wir ziehen uns warm an und beobachten das Schauspiel fasziniert. Einzelne Ballone fahren so nah bei uns vorbei, dass wir den (meist chinesischen) Fahrgästen zuwinken können. Die Landemanöver sind nicht weniger spektakulär als die Fahrten den Felsspitzen entlang: Die Körbe landen nämlich genau auf den Anhängern, die klappernd hin und hergefahren werden damit alles passt. Um halb neun ist der ganze Spuk vorbei und es kehrt wieder Ruhe ein auf unserem Hügel. Höchste Zeit für ein Frühstück mit viel heissem Kaffe und glücklicherweise an der Sonne, die mittlerweile schon ein bisschen zu wärmen vermag. Wir packen zusammen und machen eine schöne Wanderung im „roten Tal“ zu einem „Café“ mitten in den Steintürmchen und Felsenkirchen. Kappadokien war eines der wichtigsten frühchristlichen Zentren und stand bis 1071 unter byzantinischer Herrschaft. Da viele Christen verfolgt und die in dem Gebiet an der Seidenstrasse lebenden Menschen oft überfallen wurden, höhlten die Bewohner das Tuffgestein aus, und verlegten ihre Wohnräume in die Felsen wo sie einigermassen verborgen in Ruhe ihr Leben führen konnten. So entstanden die Höhlenwohnungen und Höhlenkirchen, die entweder in die Felsen gehöhlt oder teilweise unterirdisch sind und bis zu zehn Stockwerke tief gehen. Das sehr schön angelegte Freiluftmuseum von Göreme besuchen wir am Nachmittag. Die Wohnräume in den Felsen und die unzähligen kleinen Kirchen, deren bunte Fresken erstaunlich gut erhalten sind, sind einzigartig.

Der Kaya-Campingplatz hat noch offen und so freuen wir uns noch einmal auf eine heisse Dusche. Wir bleiben hier eine weitere Nacht, vertrödeln den eiskalten nebligen Vormittag und setzen unsere Besichtigungstour erst am Nachmittag bei Sonnenschein fort. Und wir finden ein Restaurant mit ausgezeichnetem türkischem Essen: Geschmorte Pouletstücke auf Auberginenmus - letzteres kommt bekannt vor, denn Erdem hat ein solches auf dem Campingplatz im Jura zubereitet.

 

Migros international

Sidebar Türkei 4Der Schriftzug ist praktisch identisch. Einzig durch das klein geschriebene i unterscheidet sich das Logo vom Schweizer Original.

Die Migros-Kopie gibts seit 1954. Damals gründete Gottlieb Duttweiler (1888–1962) eine Länderniederlassung in der Türkei. Das Ziel: Die türkische Bevölkerung mit guten und günstigen Produkten zu versorgen. Auch bei Migros Türk gibt es die Unterscheidung zwischen einem M, zwei M und drei M. Ein MMM-Supermarkt bietet neben Lebensmitteln und Kleidern ein umfangreiches Sortiment an Heimelektronik und betreibt Restaurants.

20 Jahre befanden sich die türkischen Migros-Läden in Schweizer Hand. 1975 übernahm die türkische Milliarden-Holding Koç das Ladennetz und führte dieses bis 2008. Seither hat die britische BC Partners bei Migros Türk das Sagen. Das Geschäft läuft rund: Etwa drei Milliarden Franken generieren die Läden pro Jahr.

 

Schaufensterauslage

Sidebar Türkei 1Ein guter Platz für das Mittagsschläfchen. Ob sie sich so kostbar fühlt wie es aussieht?

 

Was kalt aussieht...

Sidebar Türkei 2... ist nicht ganz so kalt und fühlt sich an, als ob man auf einem riesigen Bimsstein gehen würde.

 

Bunte Mischungen am "Affenfelsen"

Sidebar Türkei 3Frauen mit Kopftuch und langem Rock neben Schönheiten im knappsten Bikini, die sich wirkungsvoll in Szene setzen vor dem weissen Hintergrund. Die Aufseher haben alle Hände voll zu tun und sie tun mir fast ein bisschen leid. Auch sie sind barfuss und müssen all den Irren nachrennen die meinen, sie können überall herum steigen für ein schönes Foto. Rufen und Winken nützen da gar nichts, denn die eine Dame, die sich schon weit vom Weg entfernt und offenbar ein gutes Selbstbewusstsein hat, winkt einfach zurück und geht weiter…

 

Sooo romantisch!

Sidebar Türkei 5Ganz so war es nicht bei uns, aber dafür dauert unsere Hochzeitsreise etwas länger als normal ;-)

 

Geschafft!

Sidebar Türkei 6200'000 Kilometer hat unser Truckli bereits auf dem Buckel und ist noch kein bisschen reisemüde!

 

Menemen - kleine Zwischenmahlzeit

Sidebar Türkei 7Das ist eine Art Gemüse-Rührei, meines hat viel Tomaten drin und schmeckt wunderbar. Mit dem türkischen Brot sind wir nicht so glücklich, es ist eher wie Schaumgummi und so hält uns unser Frühstück nicht mehr so lange satt wie mit richtigem Brot.

 

Hühneralarm

Sidebar Türkei 8Unsere kleinen Kätzchen sind auf dem Sprung - die Hühner sind im Anmarsch und die sind ihnen noch nicht so ganz geheuer. Bei den jungen Hunden wissen sie bereits, dass diese durch kräftiges Fauchen in Schach gehalten werden können.

 

Das Oelwechsel - Team

Sidebar TürkeiUnserem Truckli geht es wieder gut nach dem fachmännischen Verwöhnprogramm!