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reifenspuren

Hotel Château FrontenacOman

15. Februar bis 14. März

Wir holen Vreni wie vorgesehen vom Flughafen ab und spielen mit unserem Truckli gleich Taxi zum Hotel Crowne Plaza. Dort laden wir sie aus und machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz für uns möglichst in der Nähe. Strand auf und Strand ab inspizieren wir die Möglichkeiten und entscheiden uns schliesslich für den öffentlichen Strand in ca. 200 m Entfernung. Der Sand ist allerdings relativ tief und weich, aber mit unserer Wüstenerfahrung trauen wir uns, mit ein bisschen Schwung hinein zu fahren. Zum Grosseinkauf im Carrefour holen wir Vreni ab und am Abend essen wir in einem libanesischen Restaurant in der Stadt - alkoholfrei - und nehmen dann den Schlummertrunk im Hotel.

Wir müssen noch unseren Reifen flicken, dann riechen wir Gas im Auto und stellen fest, dass die Gasflasche Überdruck hat - wahrscheinlich durch die Wärme. Urs stellt sie weit entfernt vom Truckli in den Sand und lässt ein paar Gramm Gas entweichen, dann kontrollieren wir noch ein paar Mal aber nun scheint alles dicht zu sein. Bis wir alles erledigt haben, ist bereits Nachmittag und wir machen keine grossen Sprünge mehr.

Am nächsten Tag starten wir dann mit Vreni einen Ausflug in den Osten Richtung Jemen, kommen aber nur bis zum Grenzposten, denn Vreni hat den Pass nicht dabei und der Militärposten ist streng. Also kehren wir um und nehmen die steile Offroadpiste an den Faziya-Beach hinunter. Vreni spricht nicht mehr viel und hält sich nur noch fest. Aber so schlimm ist es dann doch nicht. Der Strand mit Sand und Felsen ist wunderschön und ein idealer Picknickplatz für uns. Am Abend kochen wir an unserem Übernachtungsplatz gemütlich Znacht, natürlich mit einem Gin Tonic, den Vreni uns mitgebracht hat. Den nächsten Tag verbringen wir mehr oder weniger faulenzend am Strand und besuchen gegen Abend den Weihrauchsouq in der Stadt. Ein nächster Ausflug führt uns in die Berge westlich der Stadt. Leider wird es nichts mit der viel gepriesenen Aussicht, denn das ganze Bergmassiv ist in dicken Nebel gehüllt - fast wie daheim… Im Wadi Darbat scheint aber wieder die Sonne und zwischen Kamelen, Eseln, Kühen und Ziegen machen wir unseren verspäteten Mittagshalt. Nun fehlt noch die Besichtigung der Sultan Qaboos Moschee, die wir mit einem Einkauf auf dem Fisch- und Gemüsemarkt verbinden. Heute gibt es frischen Thunfisch, ganz kurz gebraten, mit Reis. Wir wollen morgen wieder nordwärts fahren und Vreni in Nizwa noch einmal zum Abendessen treffen. So lassen wir uns noch eine grosse Scheibe Kingfish abschneiden. Es ist wunderbar, hier auf den Märkten einzukaufen und das Angebot nicht nur zu bestaunen, sondern eben auch mit den Verkäufern in Kontakt zu kommen, zu fragen und zu zeigen, was wir genau möchten, ein bisschen zu verhandeln und am Schluss die gefüllten Taschen im Truckli zu verstauen. Nicht immer ganz einfach, denn das Angebot ist verlockend und der Stauraum vor allem im Kühlschrank begrenzt.

Wieder nordwärts unterwegs machen wir am Dolphin-Cove Mittagspause. Sehnsüchtig betrachte ich das Meer und wünschen uns, es würden sich Delfine tummeln in der Bucht. Aber es taucht keine Rückenflosse auf. Also fahren wir noch ein Stück weiter und schlagen unser Nachtlager im Wadi Suneik, welches wir auf der Hinfahrt von oben bewundert haben, auf. Das Kingfish-Steak gelingt perfekt und schmeckt himmlisch!

Wir haben gerade unser Frühstück weggeräumt, als zwei Autos mit einer italienischen Reisegruppe direkt neben uns Kaffeepause macht - offenbar ist das wunderschöne Wadi ein beliebter Stopp bei den Reiseführern. Nach einem kurzen Schwatz machen sie sich wieder auf den Weg und wir packen in aller Ruhe zusammen. Wir haben noch eine kurze Strecke durch die Berge vor uns, dann wird es wieder flacher und auch eintöniger. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen die Wüste, die hier aber grau und steinig ist. Wir wechseln uns ungefähr jede Stunde ab beim Fahren. Fast jedes Mal, wenn wir anhalten, stoppt ein Omani und fragt uns, ob alles in Ordnung sei. Diesmal sind es zwei Denkmalpfleger die uns auch gerade zum Lunch bei ihnen zu Hause (leider in die falsche Richtung) einladen. Wir lehnen dankend ab und erreichen schon bald unser Ziel, das Wadi Dharif, das eigentlich eine Lagune mit vielen Flamingos und ringsum weidenden Kamelen ist. Auf der Hinfahrt haben wir hier einen Dusch-Halt gemacht und uns den Ort für eine Übernachtung gemerkt. Wir hören Bootsmotoren und ein Spaziergang über die Dünen zum Meer bringt Klarheit: Recht nahe am Ufer ist offenbar ein Dhau gesunken und die Fischerboote versuchen, Material zu retten. Immer wieder umkreisen sie das Wrack und kämpfen mit den Wellen, um möglichst nahe heran zu kommen. Erst bei Sonnenuntergang geben sie auf und auf unserem Platz kehrt Ruhe ein. Ab und zu ein Flamingo, der Töne von sich gibt, ein schnaubendes Kamel oder ein Esel, das sind die einzigen Geräusche, die uns in die Nacht begleiten.

Unsere nächste Etappe geht zu den Sugar Dunes, die wir auf der Hinfahrt ebenfalls ausgelassen haben. Diesmal fahren wir sie von Süden her an. Die Piste ist streckenweise sehr tiefsandig, aber es ist wunderschön zu sehen, wie die gelb-orangen Dünen langsam den weissen Platz machen. Wir fahren um die ganze Landspitze, auf der früher nebst einer Salzgewinnungsanlage auch eine Fischzucht betrieben wurde. Heute ist die Fischzucht verschwunden, die Becken und Kanäle sehen recht verkommen aus. Und nun sehen wir sie, die schneeweissen Dünen die quasi aus dem tiefblauen Meer aufsteigen. Eine unglaublich schöne Farbkombination - der Umweg hat sich wirklich gelohnt. Zwischen Dünen und Meer stellen wir unser Truckli ab, ziehen die Badehosen an und gehen ins Wasser. Wir bleiben nicht lange drin: Im Wasser ist ebenso viel Schmutz wie am Strand, nur sind die Plastikstückchen hier schon viel kleiner. Da haben die Omani noch Hausaufgaben zu machen. Vor allem im Hinblick darauf, dass weiter vorne ein Hotel im Bau ist und somit auch dieses Gebiet touristisch erschlossen werden soll.

Wir erreichen die Teerstrasse ohne im Sand stecken zu bleiben - viel hat aber nicht gefehlt, denn die direktere Piste ist recht verweht und hat wesentlich tieferen Sand. Kilometer um Kilometer fahren wir anschliessend schnurgeradeaus durch eine topfebene grau-beige Landschaft ohne nichts, denn nun befinden wir uns auf dem Weg ins Landesinnere und Richtung Hajar-Gebirge. Nach 300 Kilometern Eintönigkeit erreichen wir Sinaw, den ersten grösseren Ort, sehen in der Ferne die Berge und finden in einem kleinen Park unseren Übernachtungsplatz.

Wir haben nicht mehr weit bis Nizwa. Im Carrefour machen wir gleich unsere Einkäufe und suchen einen Platz möglichst in der Nähe des Hotels, in dem wir Vreni noch einmal zum Nachtessen treffen wollen. Wir fahren in ein relativ abgelegenes Tal, verbringen einen zugigen Nachmittag dort und finden, dass der Platz für heute Abend nicht wirklich ideal liegt. Auf der Rückfahrt durchqueren wir das Wadi und sehen, dass wir dort gut für eine Nacht stehen könnten. Dann begeben wir uns in’s Hotel Falaj Daris. Vreni ist bereits angekommen. Sie stellt uns ihren humorvollen Führer Ali vor und er übernimmt dann gleich das Gespräch mit dem Hotelmanager und fragt, ob wir nicht hinten auf dem geschlossenen Parkplatz übernachten dürfen - es ist wie immer kein Problem und so steht einem Bier! nichts mehr im Weg. Das Essen schmeckt und der Rotwein - ich glaube seit der Südtürkei der erste - steigt uns nicht schlecht zu Kopfe. Auf jeden Fall klettern wir heute leicht angeheitert ins Trucklibett.

Heute verabschieden wir uns von Vreni, die Ihren zweitletzten Reisetag hat und Richtung Muskat weiterfährt. Wir zwei nehmen das Saiq Plateau und den Jabal Al Akhdar in Angriff. Gleich beim Visitor Center bevor die erste Steigung beginnt, gibt es eine Kontrolle und dies nicht wegen der Papiere, sondern ab hier dürfen nur 4x4 Autos verkehren. Wir staunen ein wenig, denn die Teerstrasse ist ja in gutem Zustand. Aber als wir dann die Steigungen erleben verstehen wir die Einschränkung, obwohl wir mit unserem wunderbaren Fahrzeug nie Allradantrieb brauchen. Das Plateau ist eindrücklich. Kaum haben wir die steilen Kurven hinter uns, entdecken wir überall kleine Dörfer. Die Bewohner haben die steilen Hänge terrassiert und bauen wie in den Wadi mit Hilfe der ausgeklügelten Bewässerungssysteme verschiedene Gemüse, an. Sogar Obst- und Zitrusbäumchen entdecken wir. Die Kirschen beginnen an besonders geschützten Plätzen gerade langsam zu blühen. Höchste Zeit für uns, das Gebiet zu Fuss zu erkunden. Wir stellen das Truckli in Al Aqur ab und steigen viele Stufen und steile Gässchen das Dorf hinunter, bis wir in den Terrassenfeldern sind. Viele der Terrassen leuchten schon grün, andere sind für die Saat vorbereitet. Immer wieder hat es grosse gemauerte Wasserbecken, von denen das Wasser in die Terrassen geleitet wird. Schwitzend und schnaufend steigen wir den Weg wieder hoch und fahren die sich windende Strasse weiter zum Wadi Bani Habib. Auch hier erwarten uns Stufen - der nette Herr im Visitor-Center hat von 200 gesprochen - die tief ins Wadi hinunter führen. Auf der anderen steigt der Weg wieder an bis hinauf zu einem verlassenen Lehmziegel-Dorf. Von hier haben wir eine schöne Aussicht auf malerische Plantagen und auch hier beginnen wilde Kirschbäume mit der Blüte. Es ist wunderschön und jammerschade, dass die alten Dörfer dem Verfall preisgegeben werden. Aber der Erhalt all dieser Siedlungen, die es hier überall noch zu sehen gibt, wäre wohl zu teuer, vor allem wenn sie nicht mehr bewohnt werden. Wir übernachten abseits der Strasse in einer grossen Senke, die als Camping-Area angegeben ist. Uralte Wacholderbäume mit dicken, verdrehten, verknorzten Stämmen und ausladenden Kronen bieten Schutz und Schatten, es ist wie in einem Märchenland. Wir setzen uns allerdings in die Sonne, denn hier oben, auf 2’300 m ü.M. ist es recht kühl am Schatten. Als die Sonne dann hinter den Bergen verschwindet, beginnen wir rasch zu frieren. Wir haben seit langem wieder Socken an den Füssen und ein Tuch um den Hals. Die Spaghetti essen wir im Truckli und heizen!

Nach einer empfindlich kalten Nacht können wir schon wieder an der Sonne zmörgelen. Dann fahren wir weiter bis nach Ar Ruus, wo die Strasse in einem winzigen Dorf mit fantastischer Aussicht auf Berge und Täler, in Schluchten und grüne Terrassenfelder, endet. Ab hier könnten wir eine Wanderung beginnen. Als wir sehen, wie steil der Weg zunächst in die Tiefe und anschliessend schroffen felsigen Abhängen entlang führt, zudem ohne jeglichen Schatten, lassen wir es sein. Auch der Wanderweg, der in Helailat startet, ist ähnlich. Wir beschliessen, wieder in tiefere Lagen zu fahren damit wir nicht noch einmal frieren müssen nach Sonnenuntergang… Im Wadi Muyadin finden wir ganz am Ende der fahrbaren Piste einen schönen Platz zum Übernachten. Wir machen nur noch einen kurzen Spaziergang in den engeren Teil des Wadis, bevor wir kochen und uns langsam auf die Nacht vorbereiten - ohne Heizung und mit ein paar Ziegen zur Gesellschaft.

Nach dem Frühstück wandern wir bis fast ans Ende des Wadis, über Felsen und durch Kiesbette, vorbei an Oleander und Palmen, Dornensträuchern, Akazien und Gräsern. Unsere einzigen Begleiter sind Ziegen, die auf der Suche nach Nahrung überall in den steilen Felswänden herumklettern. Nach einer erfrischend kalten Dusche fahren wir wieder Richtung Nizwa. Wir müssen wieder einmal unser Truckli waschen (lassen), denn es ist so staubig, dass wir bei jeder Berührung weiss-beige Streifen an Hemd und Hose haben. Unsere Kleidersäcke sind langsam dünn, dafür überquillt der Waschsack, ausserdem leckt unsere Solardusche und einkaufen müssen wir auch wieder mal.

Wir erledigen alles in Rekordzeit und haben genügend Zeit, das wunderschön restaurierte Fort zu besichtigen. Im Souk stossen wir auf ein kleines Outdoor-Geschäft und finden da eine Solardusche, leider nicht ganz in der gewünschten Qualität. Als wir dann die Wäsche gleich gegenüber dem Parkplatz in die Wäscherei bringen, werden wir wieder einmal auf deutsch (baselbieterisch) angesprochen und kommen mit Erhard Berli in’s Gespräch das so interessant ist, dass wir es bei einem gemeinsamen z’Nacht weiterführen. Spät brechen wir auf, nehmen Erhard bis zu seinem Hotel mit, und übernachten bei einem Schulhaus in der Nähe von Nizwa.

Wir müssen früh aufstehen um den Tiermarkt in Nizwa nicht zu verpassen. Der Parkplatz, der gestern fast leer war, ist heute überfüllt und das Parkieren fast eine Kunst. Und schon sind wir mittendrin in diesem fröhlichen Treiben. Es werden vor allem Ziegen und Schafe gehandelt. Jedes Tier, das zum Verkauf steht, wird - entweder an einem Strick oder auf den Armen der Verkäufer - im Kreis um ein grosses Rondell getragen, stolz vorgeführt und angepriesen. Mit gezielten Griffen prüfen die potenziellen Käufer die Tiere, dann wird verhandelt und je nachdem das Geschäft abgeschlossen. So bunt und spannend, wir können uns kaum sattsehen.

Anschliessend gehen wir zum Fisch- und Gemüsesouq. Es gibt frischen Thunfisch - so ist klar, was wir heute Abend kochen. Wir stellen uns an, werden sofort von anderen Kunden nach dem Woher und Wohin gefragt und das grosse Stück Thunfisch, das wir kaufen wollen, bekommen wir geschenkt. Noch ein bisschen Gemüse und Früchte, dann sind wir komplett und machen uns auf den Weg zum Wadi Tanuf. Vorbei an den Ruinen des alten Dorfes fahren wir in’s Wadibett hinunter, das sich durch die Schlucht bis nach Al Far schlängelt. Zu Fuss folgen wir dem steilen Weg durch leuchtend grüne Gärten und Dattelplantagen zum Dorf hinauf. Die freundlichen Bewohner sind mit der Palmenpflege und dem Bestellen der kleinen Terrassenfelder beschäftigt, nehmen sich immer Zeit, um uns zu begrüssen oder zumindest zu winken. Auf dem Rückweg picknicken wir wie viele einheimische Familien im unteren breiten Teil des Wadis. Gegen Abend fahren wir wieder in die Stadt, holen unsere saubere Wäsche ab und übernachten schliesslich in der Nähe des Hoota Cave auf einem kleinen Plateau abseits der Strasse.

Wir sind die ersten Besucher bei der Hoota-Höle. Im Besucherzentrum ist ein kleines spannendes Museum integriert, das uns die Wartezeit bis zum ersten Züglein zum Höhleneingang verkürzt. Die Höhle ist schön beleuchtet, nicht allzu gross aber sehenswert. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt und weht uns fast weg, als wir wieder ins Freie treten. An das alte Lehmziegelhäuser-Dorf MIsfat Al Abriyyin können wir uns auch noch erinnern und statten ihm einen Besuch ab. Wir geniessen die Wanderung durch die schönen Terrassen mit ihren wunderbar rauschenden Falaj und wollen eigentlich irgendwo da oben am Berg übernachten. Es windet jedoch zu stark als dass es ein Vergnügen wäre. In Guhl zweigen wir ab ins Wadi Nakhar, fahren aber nur bis etwa in die Hälfte, da sich vor uns ein Bagger das Bachbett hochquält und ohne Ende Staub aufwirbelt. Die Schlucht ist so eng, dass es auch keine gescheiten Übernachtungsplätze gibt und bei der erstbesten Gelegenheit kehren wir um und suchen uns einen Schlafplatz im Wadi Guhl. Das ist allerdings schwierig, denn wir finden nichts Windgeschütztes und machen uns auf eine Nacht im geschlossenen Truckli gefasst. Aber noch ist Hoffnung, dass der Wind bei Sonnenuntergang etwas nachlässt. Dem ist aber nicht so: Es windet in Sturmstärke und wir schlafen unten.

Das Warten hat sich gelohnt und auch der Wind, der so stark geblasen hat hat seine positive Seite: Der Himmel ist wie leergefegt und leuchtet tiefblau über den braunen Bergen. Beste Voraussetzungen also für die Fahrt auf den Jebel Shams, den höchsten Berg in Oman. Steil geht es in Serpentinen hinauf und der grösste Teil der Strecke ist Teerstrasse. Erst im oberen Teil beginnt eine gute aber ebenfalls teilweise sehr steile Piste. Wir fahren bis zum Parkplatz für den „Terrace Walk“, einer Wanderung dem Canyon entlang. Das schmale Weglein ist für mich, die ich nicht mehr schwindelfrei bin, gerade so an der Grenze, denn der Abgrund ist stellenweise arg nahe und ich fühle mich nicht immer wohl. Aber wir schaffen es bis zum eindrücklichen Aussichtspunkt in’s tief unter uns liegende Wadi Nakhar. Den restlichen Nachmittag geniessen wir im Windschatten des Trucklis und übernachten auch gleich hier oben, schliesslich haben wir eine gute Heizung.

Ölwechsel, Bremsen erneuern, alles checken und schmieren. Das ist unser Programm heute. Wir überlegen lange, wo wir das machen lassen sollen und entscheiden uns für die Toyota-Garage in Muskat. Im IOverlander hat sich jemand sehr lobend über den Service geäussert. Als wir am Mittag da ankommen stellen wir rasch fest, dass sie nicht viel Ahnung haben von unserem Landcruiser mit Dieselmotor. Ziemlich weit ausserhalb der Stadt gibt es eine weitere Empfehlung, allerdings für Landrover. Wir versuchen unser Glück da, aber der Mechaniker winkt ab: Sie warten nur europäische Autos hier. Er empfiehlt uns den Auto Tech, eine Garage zwei Strassen weiter. Hier haben wir wirklich Glück. Obwohl wir zunächst skeptisch sind, zerstreuen sich unsere Zweifel rasch, als der Chef höchstpersönlich Hand anlegt und alles kontrolliert und kommentiert. Er hat selber einen Landcruiser und es ist spürbar, dass er ein Fan ist. Alle machen Überstunden wegen uns, denn die Bremsen erneuern wir und das dauert halt. Glücklich landen wir am späten Abend wieder an unserem kleinen Strand unter den Palmen in Muskat.

Wenn wir dem Truckli so viel Gutes getan haben, haben auch wir wieder einmal einen Vollservice verdient. Wir übernachten noch einmal im Hotel Mutrah, essen das indische Buffett mit zwei Dosen Bier inklusive und schlafen nicht ganz so gut wie im Truckli, dafür sehr sauber, - halt im Hotelbett.

Wir nutzen die Gelegenheit um noch einmal auf dem Fischmarkt in Muskat einzukaufen, dann fahren wir los Richtung Wadi Bani Hijyr. In Nakhal machen wir beim Fort einen kurzen Mittag/Zvieri-Halt anschliessend geht es weiter ins Wadi hinein. An der Strasse nach Al Bir übernachten wir auf einem wunderschönen flachen Platz mit Bäumen neben der Piste, umgeben von Bergen, die in der Abendsonne leuchten.

Unsere eigentliches Ziel, das Wadi Bani Kharus, erreichen wir bereits am Vormittag und an dessen Ende in Al Alya nehmen wir den wunderschönen Wanderweg nach Ad Dar unter die Füsse. Es ist heiss aber wunderschön. Zunächst knapp oberhalb der Palmen- und Gemüsegärten, dann im Wadibett und zu guter Letzt einen steilen Berg hoch geht der Weg. Auf dem Pass kehren wir um, denn es würde auf der anderen Seite genauso steil wieder hinunter gehen und es ist Mittag, die Sonne brennt und wir sind etwas knapp mit dem Trinkwasser. Im Wadi As Sahtan, haben wir die Qual der Wahl: Welches der vielen Seitentäler sollen wir anfahren? Wir entscheiden uns für die Piste von Umq nach Al Hayl und übernachten wieder an einem Traumplatz im Schatten der Nordwand des Jabal Shams. Aber eigentlich sind wir ringsum umgeben von Bergen, nur wissen wir nicht so genau wie sie heissen. Wir studieren im Offroadbuch die Möglichkeiten, die das Wadi bietet und liebäugeln damit, die Piste nach Yaseb zu fahren. Sie wird als sehr abenteuerlich und sehr steil, aber auch als eine der eindrücklichsten Strecken in Oman beschrieben.

Nach einem phantastischen Sonnenaufgang, der die Jabal-Shams Nordwand in rotes Licht taucht, entscheiden wir: Wir machen sie, die Fahrt nach Yaseb. Mit viel Respekt fahren wir Richtung Berge und sehen von weitem wie sich die Strasse das Gebirge hochschlängelt. Dreimal schlucken, das Untersetzungsgetriebe aktivieren und es kann los gehen. Langsam aber stetig erklimmt unser Truckli Meter und Meter auf eine Höhe von 1’700 m ü.M., der Hauptteil davon in weniger als 4 km. Bezüglich Steilheit geht es etwas moderater weiter, dafür schmiegt sich die schmale Piste an die fast senkrechte wenn nicht überhängende Jabal-Shams-Felswand. Erst auf der anderen Seite, als es fast ebenso steil wieder ins Tal hinunter geht, sehen wir die Strecke der Felswand entlang. Grandios! Die Aussicht ist atemberaubend. Langsam machen wir uns an die „Abfahrt“ und erreichen schliesslich Yaseb, ein kleines Dorf mit schönen Gärten und einer riesigen Schule. Von den vier Jungs, die wir antreffen am Ende der Piste, sind drei Schüler dort und einer besucht das College in Muskat. Wieder einmal wird uns vor Augen geführt, wie umsichtig Sultan Quaboos das Land regiert. Ich glaube, es gibt kein Dorf, in dem ein Schulbesuch nicht möglich ist in diesem Land. Keine Selbstverständlichkeit wenn man bedenkt, dass es 1970 gerade mal drei Knabenschulen gab im ganzen Land. Langsam müssen wir uns wieder auf den Rückweg machen und ein bisschen mulmig ist uns schon, wenn wir dran denken, dass es - nach dem Aufstieg wieder ebenso steil hinunter geht. Aber wir schaffen das problemlos, einfach mit Herzklopfen und feuchten Händen…

Die Verbindungspiste zum Wadi Bani Awf ist in sehr gutem Zustand und wir erreichen Tikhah ohne Probleme. Es gibt dort einen Picknick-Platz, auf dem wir übernachten. Eine grillende Omani-Männergruppe und drei picknickende Familien haben sich schon eingerichtet - klar, es ist ja Freitag - aber es hat Platz genug für alle. Kaum haben wir unsere Rösti in der Pfanne und die Eier bereitgestellt, kommt einer der Omani-Männergruppe mit einer grossen Alu-Grillschale: Er bringt ein halbes Poulet und Rindfleischspiesschen fixfertig grilliert. Wir können uns die Spiegeleier auf die Rösti sparen. Wir sind froh, dass Vreni unseren Schweizerschoggi-Vorrat für Gegengeschenke aufgestockt hat!

Das Wadi Bani Awf haben wir von früher nur noch verschwommen in Erinnerung. Wir machen einen Halt beim kleiner Snake Canyon und klettern über Felsbrocken ein Stück in die enge Schlucht, kommen aber nicht bis zum grossen Pool den wir durchschwimmen müssten, um die ganze Schlucht zu durchwandern. Auch im Snake Canyon oder Wadi Bimmah ist der Weg recht mühsam und nicht ganz einfach zu finden. Nachdem wir festgestellt haben dass wir definitiv keine Bergziegen sind, geben wir auf und kehren zurück. Erst die Schlucht nach Balad Sayt entspricht wieder unseren Fähigkeiten und die Wanderung zum schönen Dorf - wiederum mit saftig-grünen Gärten und einer riesigen Schule - geniessen wir. Leider ist der Platz, auf dem wir parkieren, nicht wirklich geeignet zum Campen und wir finden keine flache Stelle abseits der Strasse, auf der wir übernachten könnten. Erst beim Aussichtspunkt nach der supersteilen wunderschönen megastaubigen Fahrt werden wir fündig. Hier können wir problemlos stehen, es ist flach und wir haben das Gefühl auch ein bisschen windgeschützt zu sein so nahe am Berghang. Mitten in der Nacht schlägt aber unser Dachzelt so laut, dass wir erwachen. Zuerst versuchen wir es mit umparkierten und besser in den Wind zu stehen, aber nach einer weiteren halben Stunde Geknatter bauen wir um und schlafen unten weiter.

Frühstücken können wir schon wieder draussen, im Windschatten des Trucklis ist es sogar wieder angenehm warm. Erst als wir die letzten Steigungen hinter uns haben, bläst es wieder saukalt über den Bergrücken und wir sind froh, haben wir etwas weiter unten übernachtet. Auf der Fahrt Richtung Wadi Damm, unserem letzten Wadi in Oman, besuchen wir das ebenfalls schön restaurierte Fort Jarbin inmitten von Palmengärten. Hier gibt es mittlerweile eine Audiotour und es ist spannend die Erzählungen zu hören, die das Fort irgendwie zum Leben erwecken.

Im Wadi Damm stehen wir am unteren Eingang unter Palmen beim Falaj, der das Wasser aus dem Wadi in die Gärten führt. Es sprudelt munter im engen Kanal und wir freuen uns, dass wir uns wieder einmal in einem wasserführenden Wadi befinden. Eigentlich der ideale Standort für einen Putztag… Es reicht noch für einen kurzen Spaziergang zu den ersten Pools, dann aber wird gekocht und gegessen, schliesslich haben wir eine rechte Tour hinter uns.

Der Putztag ist kein Witz - wir haben so viel Staub überall dass wir alles ausräumen, die Schlaf- und Sitzkissen klopfen, den Teppich waschen (im Waschbecken lagert sich eine millimeterdicke Staubsandschicht ab), alles feucht wischen und schliesslich auch noch das Dachzelt imprägnieren. Als Belohnung gibt es ein Bad in einem der Pools des Wadi. Wir wandern also hoch bis zu der Stelle, an der man sich an einem Seil den Felsen hochhangeln muss, um in den oberen Teil des Wadis zu gelangen. Direkt unterhalb davon ist ein grosser, wunderschön türkisblauer Pool mit glasklarem Wasser. Was wir nicht so recht bedacht haben: Das Wasser ist eiskalt. Tiefer als bis zum Bauchnabel tauchen wir nicht ein…

Wir bleiben einen weiteren Tag hier und wollen heute bis zur Quelle des Wadis wandern. Die Stelle mit dem Seil überwinden wir knapp - Urs muss mich ein bisschen stossen, damit ich den Absatz im Felsbrocken erreiche. Dann aber geht es recht einfach weiter, die Pools werden grösser und das Wasser sprudelt. Bei einer grossen, einsamen Palme finden wir die Quelle. Wir müssen aber ein gutes Stück weiter kraxeln, bis wir einen Abstieg hinunter ins Wadibett finden. Dann aber werden wir echt belohnt für unsere Mühe. Etwa hundert Meter Wadi-abwärts finden wir den märchenhaftesten Pool, den wir je gesehen haben. Über eine Felswand läuft offenbar ständig Wasser und lässt Moos und Farn wachsen, die über den Felsen zum Wasser hängen und so das hinunterfliessende Wasser wie einen Vorhang aussehen lassen. Das ganze smaragdgrüne Becken ist umgeben von glattpolierten und entsprechend glitschigen Felsen. Vorsichtig steigen wir hinab, ich ziehe mein Badkleid an und strecke mal den Fuss ins Wasser. Kalt ist es schon… Ich stehe wieder auf und will an einer anderen Stelle probieren, da macht es Wutsch! und ich muss nicht mehr überlegen. Mit einem grossen Platsch lande ich im Wasser und es ist nicht einmal so kalt wie ich geglaubt habe. Ein wunderschönes Erlebnis fast am Ende unserer zweimonatigen Oman-Erkundungstour.

Morgen läuft unser Visum für Oman aus und wir wollen möglichst bis in die Nähe der Grenze fahren für die letzte Übernachtung in diesem so wunderbaren gastfreundlichen Land. Wir besuchen noch die „Beehive Tombs“ in Al Ayn, bevor wir Richtung Grenze weiterfahren. Die Landschaft verändert sich allmählich, alles wird flacher, das Hajar-Gebirge verliert sich im fernen Dunst, erscheint und verschwindet wieder, kleine Sanddünen tauchen auf und die Verkehrszeichen machen entsprechend auf die Gefahr von Sand auf der Strasse aufmerksam. Auf der Suche nach einem windgeschützten Übernachtungsplatz landen wir bei einem Palmengarten neben dem Fort von Hafit. Die Palmen sind extrem gut gepflegt, alle dürren Wedel sind weggeschnitten und der Mann, der da am Arbeiten ist, erlaubt uns die Übernachtung.

Wir haben gerade unser Frühstück beendet, als wir beobachten können, wie „unser Palmengarten-Mann“ auf eine der Palmen steigt, barfuss und flink wie ein Eichhörnchen, und oben die Wedel, an denen im Verlauf des Jahres die Datteln reifen, sorgfältig auseinander nimmt, polstert und bindet. Für ein Foto, um das wir ihn bitten, stellt er sich selbstbewusst auf zwei Palmwedel und bringt sich in Positur. Wir packen zusammen für unseren heutigen Grenzübertritt und sind noch nicht ganz fertig, als der Mann mit einer grossen Flasche vollgestopft mit Datteln daher kommt. Ein Geschenk, willkommen in Oman! auch an unserem allerletzten Tag dürfen wir die Gastfreundschaft der Omani geniessen. Es macht uns die Weiterreise nicht einfacher und wehmütig fahren wir zur nahen Grenze.

Eine für uns ganz wunderbare, erlebnisreiche Zeit geht hier zu Ende - und macht neuen Abenteuern Platz!

 

Wasserversorgung

FlötenspielerEin alltägliches Bild in Oman: Die blauen Lastwagen. Sie füllen an Brunnen mit Pumpe oder an grösseren Pumpstationen von oben ihre Wassertanks auf, fahren anschliessend in Döfer und zu Moscheen bwz. Gebetsstellen, mögen sie noch so abgelegen sein, und füllen die dortigen Wassertanks auf. Auch unser Truckli hat schon von ihnen Wasser bekommen, allerdings immer mit viel Gebastel und Gespritze, so dass zum Schluss alle Beteiligten mehr oder weniger nass waren.

 

Seltenheit!

FlötenspielerEin solches Verbotsschild sehen wir zum ersten Mal. Es steht in Al Manakhir, einem kleinen Dorf auf dem Sayq Plateau. Offenbar haben die Menschen hier schlechte Erfahrungen gemacht mit den Touristen. Die Wadi-Schlucht mitten durch das Dorf ist gefüllt mit Obstbäumen - wahrscheinlich eine (zu) grosse Versuchung im Sommer...

 

Stopp für Urs ...

Flötenspieler... in Misfat Al Abriyyin, denn dieser Weg führt zum Waschplatz der Frauen!

 

Leider auch Alltag in Oman

FlötenspielerAuch vor den schönsten Dattelpalmen machen sie nicht halt, die Plastiksäcke, die in allen Geschäften und auf allen Märkten grosszügig abgegeben werden. Wenn wir nicht auf passen, kommen wir mit zehn oder mehr dieser Dinger vom Einkaufen zurück. Alles ohne Plastik in unsere grosse Einkaufstasche füllen geht fast gar nicht für die Einpackerinnen und Einpacker an den jeweiligen Kassen.

 

Regen???

FlötenspielerEinen Tag nachdem wir in Nizwa unser Truckli haben waschen und polieren lassen dies: Ein paar Tropfen Regen sind vom Himmel gefallen, nur kam da nicht wirklich Wasser, sondern der ganze Staub der in der Luft hängt wird kurz heruntergewaschen und schon ist der ganze Spuk vorbei. Wir können es kaum fassen.

 

Unser treuer Begleiter

FlötenspielerEin bisschen Reklame muss auch sein: Allen, die auf eigene Faust (und mit 4x4 Auto) im Oman unterwegs sind, empfehlen wir ihn. Wir haben manche Route entdeckt und viele Wanderungen unternommen, gerade weil sie in diesem Buch gut und auch liebevoll beschrieben sind.

 

Zwischenverpflegung

FlötenspielerSigu und Karin haben uns auf den Geschmack gebracht. In dieser Blechschachtel haben sie uns Dörrfrüchte mit auf den Weg gegeben - seither füllen wir sie regelmässig auf und haben sie immer griffbereit beim Fahren, im Rucksack beim Wandern oder einfach auf dem Tisch draussen beim Zvieri.

 

Wenn Grütti und Katja wüssten...

Flötenspieler... wie manchen Abend sie uns mit ihrem Geburtstagsgeschenk für Urs schon beleuchtet haben! Die Solarlampe ist genial, wir legen sie tagsüber aufs Armaturenbrett, bis am Abend ist sie geladen und gibt angenehmes Licht bis spät in die Nacht.

 

Ob da noch der Sepp dahinter steckt?

FlötenspielerOder doch schon Herr Infantini? Mitten im Wadi Bani Awf, im Nirgenwo ohne Häuser oder Schulhäuser treffen wir auf den (künstlich) grünen Fussballplatz. Hier würden wir gerne einen Tschutti-Match sehen.

 

Grosse Entstaubung

FlötenspielerBevor wir nur noch niesen, wenn wir uns im Truckli bewegen, machen wir lieber wieder einmal grossen Hausputz. Es ist unglaublich, was sich da an Staub festgesetzt hat bei unseren Berg- und Talfahrten mit meist offenem Fenster...

 

Wir lieben es wirklich ...

Flötenspieler... dieses abwechslungsreiche wunderschöne Land mit seinen offenen, hilfsbereiten, gastfreundlichen, sehr religiösen und trotzdem unglaublich toleranten Menschen. Kein Auto mit Einheimischen, die uns nicht fröhlich winken, so viele Einladungen und Geschenke, so manches "Herzlich willkommen in Oman". Wir könnten weitere Monate hier verbringen und hätten wohl immer noch viel zu entdecken. Aber wer weiss, vielleicht, eines Tages...